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Der immer Vollgas gibt

Jan-Henrik Werner freut sich auf die Atmosphäre im DM-Viertelfinale

Von Jörg Manthey
Bielefeld (WB). Als die TSG Altenhagen-Heepen anno 1993 den Aufstieg in die 2. Liga schaffte, war Jan-Henrik Werner noch ein kleiner Steppke, der bei den Handballminis rumtobte. »Ich habe oft die Meisterschaftsspiele der Männer besucht und mit staunenden Augen daneben gestanden«, schmunzelt der Gymnasiast. »Und immer darauf hingearbeitet, vor einer großen Kulisse zu spielen«. Ergo wird sein Herz am Samstag (17.30 Uhr) vor Freude hüpfen: Im Viertelfinalrückspiel um die deutsche A-Jugendmeisterschaft baut die TSG auf einen gewaltigen »achten Mann«. Das wird das Beben von Heepen!

»Ich brauche diese Atmosphäre, die Nähe zum Publikum«, bekennt der emotionale Spieler, der jeden seiner Torerfolge mit hochgerissenen Armen ganzheitlich zelebriert und am liebsten »die ganze Zeit Stimmung macht. Wenn die Halle tobt, fühle ich mich so richtig wohl«. Zum Ausklang ihrer A-Jugendzeit stehen Jan-Henrik Werner und Co. am Samstag vor einer 60-minütigen Endorphin-Ausschüttung. »Wir sind eine Supertruppe. So einen Abschluss zu bekommen, ist doch wunderbar«, schwärmt der Kreisläufer und versprüht große Zuversicht, die 24:29-Hypothek der Vorwoche aus Wallau ausgleichen zu können. Nicht nur wegen des Glückspfennigs, den seine Freundin Vanessa auf der Tribüne hütet.
»Wir brauchen kein Wunder, um zu gewinnen. Fünf Tore sind nicht die Welt. Ich schätze unsere Chancen auf mehr als 50 Prozent ein. Wir brauchen nur an unsere zuvor gezeigten Leistungen gegen Düsseldorf und Cronenberg anzuschließen«, nimmt er jeden einzelnen in die Pflicht - und hofft auf »vernünftige« Schiedsrichter. »Mensch, wir haben die Chance, ins Halbfinale der deutschen Meisterschaft einzuziehen. Die kriegt keiner von uns wieder. In dieser Besetzung sowieso nicht«.
Trainer Martin Räber weiß zu würdigen, was er an seinem Kapitän hat. »Er gibt immer Vollgas und ist in jeglicher Hinsicht ein Vorbild, rundum eine echte Inte-grationsfigur«, so der Laudator. »Janni kann seine Freude wunderbar nach außen tragen und damit andere mitreißen«. Räbers Kompliment geht freilich weiter. An »eine tolle Familie, die sehr viel für die Jugend macht«. Die Werners hatten ja auch keine andere Chance als TSV-Handball: Als sie sich vor 15 Jahren aus Osnabrück kommend in Altenhagen niederließen, fanden sie die Räbers, Peters, Wernings oder Bentrups in der Nachbarschaft vor. Prägung mit Langzeitwirkung: Am 17. Juni bei der TSG-Jahreshauptversammlung lässt sich Jannis Vater Wolfhardt in den Vorstand wählen.
Für Jan-Henrik Werner bedeutet Sport auch Vereinstreue und -leben. »Ich finde es ganz traurig, wenn Leute nur Einjahresverträge abschließen und dann eben abhauen, wenn es ihnen nicht mehr passt. Sport im Verein macht mehr aus«, erklärt der gebürtige Lingener, der diese Einstellung natürlich auch tadellos vorlebt.
In der kommenden Saison betätigt er sich gemeinsam mit Carl-Moritz Wagner in der Männer-Oberliga am Kreis. Für den 18-Jährigen wird's ein Lehrjahr. »Mir fehlen Masse und Erfahrung. Eigentlich müsste ich ein bisschen auf die Weide, um körperlich mithalten zu können«, witzelt der Zwölftklässler, dessen jüngerer Bruder Lennart in der C-Jugend spielt. Immerhin blickt er schon auf einen Regionalligaeinsatz zurück, in Leichlingen. »Ich habe 45 Minuten gespielt, vier Tore erzielt und von Heiko Holtmann eine positive Rückmeldung erhalten«.
Werners Erwartungshaltung an die Premierensaison bei den Männern: »Dass wir uns in der Oberliga etablieren und nicht mehr gegen den Abstieg kämpfen. Aber erstmal konzentrierte ich mich weiter ganz auf die A-Jugend. Und ich versichere, dass unser Team noch einiges vor hat«.

Artikel vom 26.05.2005