25.05.2005 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

»Calmund der Kreisliga«

DE Kusenbaum trauert um Fußballobmann Otto Müller


Bielefeld (WB/fbr). Einer der schillerndsten Bielefelder Sportfunktionäre ist am Montagnachmittag an den Folgen eines Verkehrsunfalles gestorben, der sich am Vormittag ereignet hatte. Um Otto Müller trauert nicht nur der Verein DE Kusenbaum, dessen langjähriger Fußball-Obmann der 65-Jährige war, sondern auch die gesamte Bielefelder Fußball-Gemeinde.
Jeder, der irgendwie mit dem heimischen Fußball-Geschehen verbunden war oder ist, kannte ihn, den »Kusen-Otto«, der auf allen Bielefelder Sportplätzen zuhause war. Aber nicht nur dort, auch in den Sporthallen von Lemgo über Minden bis Lübbecke war der so plötzlich Verstorbene anzutreffen. Für den früheren Blumen-, Obst- und Gemüsehändler, der mit 50 Jahren Abschied vom Wochenmarkt nahm, galt das Motto »Sport ist mein Leben«.
Otto Müller war ein Bielefelder Urgestein durch und durch. In der Meller Straße aufgewachsen, schloss er sich schon in frühester Jugendzeit dem damaligen SV Grün-Weiß an. Auf dem nahen Sportplatz am Feuerholz kickte er in den Schüler-, Jugend- und Seniorenmannschaften des Vereins. Mit 26 Jahren kokettierte er erstmals mit den »Randlippern« aus Kusenbaum. Müller avancierte zum ersten Manager in der Kreisliga. Doch schon kurze Zeit später kehrte er als Fußball-Obmann zum SV Grün-Weiß zurück. Als der Klub in die Fusion mit dem TuS 04 einwilligte und der neue Verein SCB 04/26 entstand, verabschiedete sich der Verstorbene von seinem Heimatverein.
Seit 1974 bestimmte Otto Müller die Fußball-Geschicke in Kusenbaum. Dass die »Deutschen Eichen« 15 lange Jahre in der Bezirksliga kickten, war in erster Linie sein Verdienst. Er holte heimische Fußballgrößen wie Stockfisch, Kirsch und Weidner in den »Retortenclub« DE Kusenbaum und stand bis zuletzt im engen Kontakt zu seinen »alten Jungs«. Eins aber schaffte Otto nie: den Sprung in die Landesliga. Dafür aber war er ein Vorreiter der Finanzbeschaffung, ein »Calmund der Kreis- und Bezirksliga«. Er arbeitete mit viel Herzblut und Emotionen für seine »Kusen«. 1982 ein einziges Mal mit zu viel Leidenschaft. Nach Meinungsverschiedenheiten mit einem Referee riss er diesem die Rote und Gelbe Karte aus der Hand und wurde für ein Jahr gesperrt.
Dennoch war »Kusen-Otto«, den man nie ohne Anzug antraf, überall ein gern gesehener Gast mit dem gern über aktuelle Themen oder alte Anekdoten geplaudert wurde. Otto Müller war und wird als eine der schillernsten Figuren im Bielefelder Sportgeschehen in Erinnerung bleiben. »Kusen-Otto« wird der heimischen Fußballszene fehlen, denn sie ist ohne ihn, als einer ihrer letzten »Originale«, nur noch halb so schön. Mit Otto Müller hat nicht nur der Bielefelder Fußballsport eine Persönlichkeit verloren.

Artikel vom 25.05.2005