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Karstadt wird nicht »filetiert«

Quelle-Erbin Madeleine Schickedanz hält nun die Mehrheit am Konzern

Düsseldorf (dpa). Nach der Mehrheitsübernahme bei Karstadt-Quelle durch die Großaktionärin Madeleine Schickedanz wird es keine Zerschlagung des Handelskonzerns geben. »Es macht schlicht keinen Sinn«, sagte der seit zwei Wochen amtierende Vorstandschef Thomas Middelhoff gestern bei der Hauptversammlung.
Mehrheit erobert: Madeleine Schickedanz

»Wir werden das Unternehmen so sanieren, wie wir es in unserem Konzept festgelegt haben. Und das heißt, jeder Bereich wird einzeln voran gebracht, um am Ende wieder ein florierendes Ganzes zu erhalten«, sagte Middelhoff in Düsseldorf. Zuvor hatte das Unternehmen mitgeteilt, dass der Aktienpool um Quelle-Erbin Schickedanz zum 20. Mai 50,001 Prozent der Anteile erworben hat. »Das ist ein Beweis ihres Vertrauens in das Unternehmen, in seine Mitarbeiter, in das Management und darin, dass Karstadt-Quelle wieder eine gute Zukunft hat«, sagte der Manager. »Über die Pläne von Frau Schickedanz können wir keine Auskunft geben.«
Der Pool Schickedanz hatte in den vergangenen Wochen sukzessive Karstadt-Quelle-Aktien hinzugekauft. Dies hatte Gerüchte genährt, die Großaktionärin wolle den sanierungsbedürftigen Konzern von der Börse nehmen und zerschlagen. Über eine weitere Aufstockung des Anteils auf bis zu 75 Prozent wurde spekuliert. Ebenso darüber, dass Schickedanz mit den Aktien einen Kredit besichert.
Ein Verkauf der 50-Prozent-Beteiligung am Touristikkonzern Thomas Cook komme nicht in Frage, stellte der Konzern zum wiederholten Male klar. Gerade jetzt greife der Sanierungskurs bei der Tochter, sagte Middelhoff. Auch das Geschäft mit den großen Warenhäusern stehe nicht zum Verkauf. »Warum sollten wir mit großen Abschlägen verkaufen? Wir trauen uns die Sanierung doch zu.« Bei der Trennung von den Randgeschäften liege man im Plan. Es gebe mehrere konkrete Angebote für die Fachgeschäfte und die kleinen 75 Kompakt-Häuser. Bis Ende des 3. Quartals sollen die Verträge unterschriftsreif sein.
Die Krise bezeichnete Middelhoff als hausgemacht. Man habe das Kerngeschäft aus den Augen verloren, operativ die Geschäfte nicht gut geführt und für keine ausreichende Finanzierung gesorgt. Bei den einzelnen Konzernteilen sei die Fusion nicht erfolgt und Synergien nicht erbracht worden. »Man lebt für sich, zwischen Essen und Fürth lagen und liegen noch immer Welten.«
Auch die Aktionärsschützer legten die Finger in die Wunde und verweigerten Vorstand und Aufsichtsrat die Entlastung. »Nach diesen Fehlern können wir eine Entlastung nicht gewähren«, sagte Jella Benner-Heinacher von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW). Das Vertrauen der Aktionäre sei »vollkommen zu Grunde gerichtet worden«, befand auch Marion Engel von der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SdK). Kommentar

Artikel vom 25.05.2005