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Die Klangmagie eines
großen Unbekannten

Philharmoniker solistisch: Abend mit Bohuslav Martinu

Von Uta Jostwerner
Bielefeld (WB). Wer kennt schon so genau Bohuslav Martinu? Wenn der Komponist auch in seiner Heimat Tschechien anerkannt ist wie Smetana, Dvorak und Janacek, so taucht seine Name in den deutschen Konzertsälen nur selten auf.

Um so dankenswerter, dass sich Mitglieder des philharmonischen Orchesters im vierten Konzert der Reihe »Philharmoniker solistisch« des Komponisten (1890 - 1959) annahmen und einen Abend ausschließlich mit Werken von Martinu gestalteten. Mit Hintergrundwissen zum Komponisten und seiner wechselnden Stileinflüssen unterliegenden Musik reicherte Orchestergeschäftsführer Tilmann Böttcher in rhetorisch geschulter und bewährt unterhaltsamer Art den Abend an.
Der begann mit einer kuriosen Liebesgeschichte über Topf und Deckel. »La revue de cuisine« ist eine von insgesamt 15 Ballettmusiken, die der Komponist schrieb. Klarinette, Fagott, Trompete, Violine, Violoncello und Klavier entfachen darin einen witzigen Dialog und Streit der Küchenutensilien, und die Ausführenden führten dies plakativ, lebendig und ausgelassen vor. Mit musikalischem Witz ging's straff und konzise durch die Partitur mit ihren Tanz- und Marschadaptionen.
Martinus erste Sonate für Flöte und Klavier ist ein expressives Stimmungsgemälde, in welches der Komponist, der während der Nazi-Diktatur in die USA emigrierte, akustische Kindheitserinnerungen an seine böhmische Heimat verarbeitete. Kirchengeläut, das Ticken der Kirchenuhr und das Zwitschern eines Vogels wurden in bildlicher Expressivität wiedergegeben, sehr bewegt und geschmeidig in den Ecksätzen und mit melancholischem Empfindungsreichtum im Adagio.
Vier Madrigale für Oboe, Klarinette und Fagott führten Martinu als Komponist ausgeklügelter Polyphonie auf der einen und impressionistischer Klangmagie auf der anderen Seite vor. Tänzelnde Leichtigkeit im Wettstreit und in der Neckerei unter den Instrumenten, verbunden mit großer Beweglichkeit und Ausdrucksstärke, zeichnete das Spiel aus.
Der konzertierende Geist des Barock schließlich entfaltete sich im Sextett für Flöte, Oboe, Klarinette, zwei Fagotte und Klavier aufs Angenehmste. Mit Rosen und anerkennendem Applaus beschenkt wurden: Margarete Fiedler, Tilman Cardinal von Widdern, Norbert Günther, Irmela Bartel, Imke und Bernd Wilden, Katja Schulte-Bunert, Ulrich Meier, Sebastian und Michael Römisch sowie Fabian Hauser.

Artikel vom 25.05.2005