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Infos, Snacks und Unterschriften:
im Einsatz für die Menschenrechte

Von Katrin Welland
Wer sich für die Rechte anderer Menschen einsetzen möchte, ist bei der Bielefelder Hochschulgruppe von »amnesty international« genau richtig: Hier planen und gestalten etwa 15 Studenten der Uni bei ihren wöchentlichen Treffen Aktionen, mit denen sie gegen weltweite Menschenrechtsverletzungen mobil machen wollen. Mitmachen kann jeder, der sich für das Einhalten der Menschenrechte einsetzen will.

Wem im vergangenen Semester der Duft von selbstgebackenen Waffeln in die Nase zog, kam in der Uni-Halle kaum am Stand der »amnesty international«-Hochschulgruppe vorbei. Deren Mitglieder boten ihren Kommilitonen aber nicht nur einen leckeren Pausensnack, sondern auch die Möglichkeit, über verschiedene Unterschriftenlisten ihren Teil zur Menschenrechtsarbeit beizutragen.
»amnesty international« ist eine Nicht-Regierungs-Organisation (NRO) und hat weltweit mehr als 1,8 Millionen Mitglieder. So genannte »Researcher« arbeiten für das internationale Sekretariat in London, wobei »Researcher«-Teams Menschenrechtsverletzungen in einer bestimmten Region ermitteln. Die Informationen über die Menschenrechtslage in einer Region erhalten sie durch Ermittlungsdelegationen vor Ort, aber auch durch Journalisten und Rechtsanwälte, die sie aus den entsprechenden Ländern kennen. Das Material, das bei den Reisen zusammenkommt, wird in Aktionen und Dokumentationen umgesetzt. Wenn außerdem zwei seriöse und voneinander unabhängige Quellen die gleichen Informationen in Bezug auf Menschenrechtsverbrechen an »amnesty international« weiter leiten, werden diese ebenfalls verwendet.
In Deutschland sind die Mitglieder von »amnesty international« in mehr als 600 Gruppen organisiert, die gemeinsam die deutsche Sektion bilden. Zusätzlich gibt es noch 10 000 Einzelmitglieder und 30 000 Förderer. Neben den Hochschulgruppen gibt es beispielsweise auch Schülergruppen und Gruppen für Öffentlichkeitsarbeit. Zudem existieren »Ko-Gruppen«, die inhaltlich zu bestimmten Ländern oder Themen arbeiten. Um Unabhängigkeit von Regierungen zu gewährleisten, finanziert »amnesty international« sich ausschließlich über Spenden, Fördergelder und Mitgliedsbeiträge. Dies gilt auch für die Bielefelder Hochschulgruppe. Sie war zuvor an die »amnesty«-Gruppe für Öffentlichkeitsarbeit angeschlossen, wurde jedoch vor einigen Monaten autonom und finanziert sich nun selbst.
Neuzugänge sind bei der Hochschulgruppe jederzeit willkommen. »Inhaltliches Wissen wird nicht vorausgesetzt. Man sollte aber Interesse daran haben, sich für die Menschenrechte einzusetzen und Aktionen mit zu organisieren«, erklärt Olaf Strübing, Sprecher der Bielefelder Gruppe.
Bei ihren Aktionen sind Strübing & Co. vor allem in der Universität selbst aktiv: Sie zeigen beispielsweise Filme, die über Menschenrechtsverletzungen in verschiedenen Ländern informieren. Oft wird dabei die Leinwand des »Uni-Q« benutzt, die in der Uni-Halle installiert ist, und damit besonders viel Aufmerksamkeit auf sich zieht. Zudem gibt es immer wieder Vorträge zu unterschiedlichen Themen, die von Dozenten aus dem Bereich der Entwicklungssoziologie gehalten werden.
Ob in Kombination mit Waffeln oder ohne: Die Unterschriftenlisten, die an den verschiedenen Ständen der Hochschulgruppe ausliegen, sind ein wichtiger Bestandteil der Arbeit der Gruppe. Unterschriftenliste ist bei »ai« jedoch nicht gleich Unterschriftenliste. So gibt es »Briefe gegen das Vergessen«. Mit ihnen wird auf Einzelschicksale aufmerksam gemacht, also zum Beispiel auf einen Menschen, der schon lange in Haft sitzt, dessen Schicksal aber nicht vergessen werden soll. Mit den Listen soll zudem Druck auf die zuständige Regierung ausgeübt werden.
Eine andere Form der Unterschriftensammlung sind die »Petitionen«, beispielsweise der Appell an eine bestimmte Regierung, dass die Menschenrechte vor Ort eingehalten werden sollen. Bei »urgent actions« handelt es sich um dringende Notfälle. Wenn beispielsweise einer Person die Todesstrafe droht und sie keinen rechtmäßigen Prozess bekommen hat, sollen diese Unterschriften die Vollstreckung des Todesurteils verhindern.
Damit die Aktionen der Hochschulgruppe auch von Erfolg gekrönt sind, trägt jedes Mitglied seinen Teil dazu bei: Da müssen Stellwände besorgt und Seminarräume bestellt werden, und auch Flyer und Plakate gilt es zu gestalten. Zudem kann jeder sich für Dienste an den verschiedenen Ständen melden.
Die »amnesty«-Hochschulgruppe der Uni Bielefeld trifft sich jeden Donnerstag von 17.45 Uhr an um AGIL-Café in S3-124.
Wer keine Zeit hat, an den wöchentlichen Treffen teilzunehmen, kann sich trotzdem engagieren. Über einen Email-Verteiler erhalten die Mitglieder stets die neuesten Informationen zu Aktionen und können sich so an ihnen beteiligen.

Artikel vom 07.06.2005