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In frühen Stadien verursacht Brustkrebs keine Schmerzen.Foto: PhotoAlto

Früherkennung erhöht
die Heilungschancen

Mit Mammographie-Screening Tumore in der Brust früh aufspüren

Von Michaela Berg
Wenn eine Frau mit der Diagnose Brustkrebs konfrontiert wird, ist dies zunächst ein Schock, gefolgt von dem Wunsch: Ich will meine Brust erhalten. Das ist aber nur möglich, wenn die Krankheit früh erkannt wird. Mit dem neuen Mammographie-Screening, eine nach Qualitätskriterien der EU organisierte Reihenuntersuchung für Frauen zwischen 50 und 69 Jahren, besteht heutzutage die Chance, dass Brustkrebs schon im Vor- oder Frühstadium nachgewiesen werden kann.

Prof. Dr. med. Wolfgang Eiermann vom Brustzentrum der Frauenklinik des Roten Kreuzes in München, ein Experte der Brustkrebsforschung in Deutschland, betont: »Je früher Brustkrebs entdeckt wird, desto größer ist die Heilungschance. Fast 100 Prozent der Tumoren können geheilt werden.«
In seinen frühen Stadien macht Brustkrebs keine Beschwerden oder Schmerzen. Bislang war es daher so, dass der größte Teil der Veränderungen von den Frauen selbst entdeckt wurde - durch Abtasten der Brust. Tumoren werden auf diese Art meist erst festgestellt, wenn sie bereits zwei Zentimeter oder größer sind. Mit dem Screening können Tumoren in der Brust hingegen ganz früh aufgespürt werden, wenn sie noch nicht getastet werden können: bereits mit nur ein bis zwei Millimetern. Dieses Screening wird von den Krankenkassen erstattet, auch wenn kein Krebsverdacht oder ein familiäres Risiko besteht. Frauen sollten diese Chance unbedingt nutzen.
»Vor zehn Jahren lag die Chance, dass die Brust der Frau nach einer Operation erhalten blieb, bei etwa 30 Prozent. Heutzutage können etwa 70 Prozent der Patientinnen brusterhaltend operiert werden«, so Eiermann. Es habe somit eine Umkehr stattgefunden. Brusterhaltende Operationen sind immer möglich, wenn ein Tumor im Frühstadium entdeckt wurde. Denn auch ohne Entfernung der gesamten Brust bestehen mittlerweile gute Heilungschancen, eine nachfolgende Bestrahlung reduziert die Gefahr, dass der Krebs an derselben Stelle nochmals auftritt.
Um dieses Risiko noch weiter zu senken, werden entweder eine Chemo- oder eine Hormon-Therapie eingesetzt. Die Hormon-Therapie ist verglichen mit der Chemotherapie nebenwirkungsarm.
Diese Behandlungsmöglichkeit wird sowohl als adjuvante - also vorbeugende - Therapie als auch bei Brustkrebs, der bereits Metastasen gebildet hat, angewendet. Voraussetzung für ihren Einsatz ist es, dass die Brustkrebstumoren hormonabhängig sind.
Eine Reihe von wissenschaftlichen Untersuchungen hat gezeigt, dass eine solche Hormon-Abhängigkeit in den meisten Fällen besteht. Dabei regt das weibliche Geschlechtshormon Östrogen die Krebszelle zum Wachstum an.
Ziel ist daher, durch die Veränderung des Hormonhaushaltes diese Wirkung zu unterbinden. »Bisher wurde meistens Tamoxifen eingesetzt, ein Gegenspieler des Östrogens. Es blockiert die Andockstellen für das Hormon auf der Tumorzelle. Da dieses Medikament jedoch auch Nebenwirkungen, wie Thrombosen, Gebärmutterschleimhautkrebs und Vaginalblutungen verursachen kann, wurden weitere Behandlungsansätze erforscht«, erläutert Eiermann. Die neuen Aromatasehemmer sorgen dafür, dass Östrogen gar nicht erst entsteht. Sie hemmen das Enzym Aromatase, das für die Bildung des Hormons verantwortlich ist und unterbinden das Wachstum hormonabhängiger Brustkrebszellen. Studien zeigten, dass Aromatasehemmer wie Anstrozol nicht nur wirksamer in der Verhinderung eines Rückfalls sind, sondern auch besser verträglich als Tamoxifen.

Artikel vom 01.07.2005