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Strammes Wachstum
mit Haut und Haaren

Firmengruppe Wolff will auch bei Pharmazie glänzen

Von Michael Diekmann
und Carsten Borgmeier (Foto)
Bielefeld (WB). Eduard R. Dörrenberg hat allen Grund zum Feiern: 100 Jahre Wolff, 75 Jahre Alpecin und ein Produkt des Jahres, das alle Rekorde bricht. Dörrenberg: »Das Coffein-Shampoo startete vor Monatsfrist, war schon einmal vergriffen.« Und an der Stadtheider Straße steht ein imposantes Schulungszentrum vor der Fertigstellung.

Die Bielefelder Unternehmensgruppe Dr. Wolff präsentiert sich 2005 mit einem glänzenden Start ins neue Geschäftsjahr. Die Neuausrichtung des haarigen Klassikers Alpecin, vor 75 Jahren von Dr. Kurt Wolff zusammen mit Prof. Bruck entwickelt, trägt reiche Früchte: Der Umsatz des Produktes kletterte seit 2000 und dem Premierenauftritt der neuen Produktlinie Liquid in München um 36 Prozent. Zum absoluten Knüller hat sich das dermatologisch von der Uni Jena begleitend entwickelte Coffein-Shampoo gegen den erblich bedingten Haarausfall entpuppt. Weitere Forschungsaufträge sind geplant.
Im klinisch reinen Abfüllbetrieb mit mehr als 20 automatischen Anlagen werden Flaschen mit 15, 75 und 250 Millilitern befüllt. Nur einen Steinwurf entfernt ist an der Stadtheider Straße ein kleines »Haus der Marke« entstanden, eine interessante Reise durch die haarigen Jahrzehnte und die Epochen der schminkenden Schönheit, die es bis heute in Deutschland nur bei Friseuren gibt. Bilder, Exponate und Waren von einst sollen die Gäste des Instituts auch in den Pausen von der Marke fesseln.
Im zweiten Alcina-Geschäftsfeld, der dekorativen Kosmetik, hat man mit neuen Verkaufskonzepten im ersten Quartal 55 Prozent zugelegt. Verkauft wird die Kosmetik bei 15 000 Friseurpartnern im Lande, die ihren Kunden mit Produkten aus Bielefeld den Kopf waschen. Demnächst werden zudem mindestens 1000 Friseure jährlich auch in Bielefeld geschult. Ein erheblicher Wirtschaftsfaktor für Stadt und Hotels. Für 2,2 Millionen Euro Investitionskosten steht das neue Kurt-Wolff-Institut im repräsentativen Architektenbau vor der Fertigstellung. Die Einweihung soll im September beim 100. Geburtstag des Familienbetriebs sein, der von Eduard Dörrenberg (36), Enkel von Doris Wolff und vierte Generation in der Chefetage, geführt wird.
Doris Wolff gehört als Ehrenmitglied zum Gesellschafterausschuss. Zweiter Geschäftsführer ist Carsten Heins (50). Zur neu formierten Gruppe gehört auch die pharmazeutische Firma Dr. August Wolff, die im ersten Quartal um 13,6 Millionen Euro (2,3 Prozent) zulegte. Die Konzentration auf die pharmazeutischen Kernbereiche Dermatologie und Gynäkologie wurde eingeleitet.
Angesichts der massiven Einschnitte durch Gesundheitsreform und Wettbewerbsdruck im Rennen mit den Großkonzernen sieht man bei Wolff das Erfolgsrezept allein in der Entwicklung neuer Produkte und nachhaltiger Ausprägung von Eigenständigkeit als traditionsreicher Mittelständler. Im neuen Schulungszentrum werden darum auch Ärzte und Apotheker auf die Wolff-Philosophie eingeschworen werden. Neuentwicklungen sollen auch im Bereich Alcina weiter voran bringen. Dörrenberg über die komplexen Listungsregeln im Einzelhandel: »Der Kunde muss uns verlangen, dann kommen wir auch in die Regale.« Investiert wird deshalb in Entwicklung, Marketing und Exportkonzepte, nicht mehr in Immobilien. Die Verlegung der Zentrale von der Johanneswerk- an die Stadtheider Straße ist vom Tisch.

Artikel vom 25.05.2005