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»Umarmung« ist jetzt nachgeholt

Grass schrieb Beitrag für »Begegnungen mit Marcel Reich-Ranicki«


Frankfurt/Main (dpa). Literatur-Nobelpreisträger Günter Grass urteilt nach jahrelangem Zerwürfnis milder über den Literaturkritiker Marcel Reich-Ranicki. »Ich hätte ihn umarmen sollen. Das sei hiermit nachgeholt«, schrieb Grass in einem Beitrag für das Buch »Begegnungen mit Marcel Reich-Ranicki«. Der Band ist zum bevorstehenden 85. Geburtstag (2. Juni) des in Frankfurt lebenden Kritikers entstanden. Grass bezog sich mit dem Ausruf auf einen Besuch Reich-Ranickis in Lübeck, dem Wohnort des Nobelpreisträgers, »vor Jahresfrist nach längerem und dröhnendem Schweigen«. Sein Verhältnis zu Reich-Ranicki beschreibt Grass so: »Ich werde ihn nicht los, er wird mich nicht los.« Der Kritiker sei allerdings umgänglicher geworden und »er stellte sogar Fragen«. Reich-Ranicki hatte vor einigen Jahren den Roman »Ein weites Feld« von Grass vernichtend kritisiert. Die Gedichte des Nobelpreisträgers hat Reich-Ranicki immer wieder sehr gelobt.
(Hubert Spiegel (Hrsg.): Begegnungen mit Marcel Reich-Ranicki, Insel-Verlag, 201 S., 7,00 Euro).

Artikel vom 24.05.2005