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Aufzug hätte gesperrt sein müssen

Zwölf Stunden im Fahrstuhl gefangen: Verstoß gegen Sicherheitsvorschriften


Bielefeld (hz). Der Fahrstuhl im Haus Wilhelmstraße 6, in dem eine 71-jährige Putzfrau in der Nacht von Freitag auf Samstag vergangener Woche zwölf Stunden lang hilflos festsaß, hätte für den Publikumsverkehr gesperrt sein müssen. Wie Reinhard Meier, Sachverständiger des TÜV Bielefeld, gestern auf Anfrage bestätigte, sei das nach den strengen Sicherheitsvorschriften für Aufzüge so vorgeschrieben.
»Der Betreiber, also der Hauseigentümer, muss immer für den sicheren Betrieb eines Fahrstuhls sorgen«, sagte Meier. Dazu gehöre auch, dass im Notfall stets reagiert werden kann. Weil im 35 Jahre alten Aufzug an der Wilhelmstraße 6 lediglich eine Notfallklingel, aber kein telefonisches Notrufsystem zu einer Sicherheitszentrale vorhanden sei, hätte es im Haus einen Aufzugwärter geben müssen. Aufgabe dieser Person sei es, den Fahrstuhlbetrieb im Auge zu behalten und bei Vorkommnissen wie im Fall der im Lift feststeckenden 71-Jährigen sofort den Notdienst zu verständigen, sagte Meier. Könne der Vermieter keinen Aufzugswärter stellen, müsse der Aufzug aus Sicherheitsgründen stillgelegt werden.
Laut den dem WESTFALEN-BLATT vorliegenden Informationen ist es außerdem um die Wartung des Fahrstuhls nicht sonderlich gut bestellt. Bereits bei der TÜV-Abnahme im vergangenen Jahr war bemängelt worden, dass das Kabel für die Aufzugtechnik porös sei. Zudem wird der Fahrstuhl im vierstöckigen Büro- und Geschäftshaus nur zwei Mal pro Jahr gewartet. »Das ist für eine 35 Jahre alte Anlage ein bisschen wenig«, so TÜV-Sachverständiger Reinhard Meier. Beim Immobilien-Service-Betrieb der Stadtverwaltung hieß es, Aufzüge in kommunalen Gebäuden würden vier Mal im Jahr von Technikern überprüft.
Allerdings will der Eigentümer des Hauses Wilhelmstraße 6 nun offenbar handeln. Nachdem am vergangenen Wochenende die Aushilfsputzfrau einer dort ansässigen Physiotherapiepraxis zwölf Stunden in der engen Liftkabine eingesperrt war, soll der Fahrstuhl jetzt mit einer modernen Notruf-Gegensprechanlage ausgestattet werden. Auch ist geplant, das poröse Hängekabel für die Aufzugtechnik auszuwechseln.

Artikel vom 25.05.2005