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Warum Berufe »durchfallen«

Was nicht attraktiv klingt, hat kaum eine Chance


Berufsbezeichnungen sollen eine erste Vorstellung vom Berufsinhalt vermitteln. Allerdings haben Jugendliche ihre eigene Lesart, wenn sie vor der Berufswahl stehen. Sie betrachten die Bezeichnung nicht nur als Orientierungshinweis auf die mit ihm verbundenen Tätigkeiten, sondern prüfen vor allem auch dessen Image-Tauglichkeit. Wichtig für sie ist der Eindruck, den seine Erwähnung als (Lehr-)Beruf macht.
Erscheint die Berufsbezeichnung dem eigenen Ansehen während der Ausbildung, aber auch im späteren Arbeitsleben eher abträglich, wird eine solche Lehrstelle eher nicht in Betracht gezogen - auch dann nicht, wenn noch freie Ausbildungsplätze zur Verfügung stehen. Zu diesem Ergebnis kommt das Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) nach Auswertung einer Studie.
Danach verbinden Jugendliche Bezeichnungen wie Müller, Schornsteinfeger oder Bäcker mit den Märchenbüchern ihrer Kindheit, aber nicht mit der modernen Wirklichkeit. Sie halten diese Berufe für hoffnungslos altmodisch und meiden sie.
Berufe, die nicht sofort interessant klingen, fallen durch. Dem ersten Eindruck, den eine Berufsbezeichnung macht, kommt somit eine entscheidende Weichenstellung zu: Ist er negativ, bestehen kaum noch Chancen, dass der Beruf weiter beachtet wird. Die Folge: Das Spektrum der in Frage kommenden Berufe wird bisweilen unterschätzt.
Jugendliche überprüfen die Berufsbezeichnungen auf ihre Tauglichkeit als »Visitenkarte«. Attraktiv ist, was auf einen intelligenten, erfolgreichen und geachteten Menschen schließen lässt. Ein Positivbeispiel ist der »Mediengestalter für Digital- und Printmedien«. Die »Fachkraft für Kreislauf- und Abfallwirtschaft« dagegen ist aus Sicht der jungen Leute kein Image-Förderer.
Berufsbezeichnungen sind auch nicht unerheblich für die geschlechtsspezifische Berufswahl, sondern mit ein Grund für die Zurückhaltung der Mädchen wie auch der Jungen bei bestimmten Berufen: Begriffe wie »...verarbeiter«, »...monteur«, »...mechaniker« oder »...bauer« locken allenfalls Jungen, kaum aber die Mädchen. Schon merklich positiver reagieren diese auf Namen, die auf feinmotorisch gestalterische Tätigkeiten schließen lassen, wie Feinoptikerin, Feintäschnerin oder Konditorin. Jungen dagegen nehmen eine ablehnende Haltung ein, wenn Tätigkeiten im sozialen Sektor auf nachrangige Positionen schließen assen: Arzthelfer oder Gesundheits- und Krankenpfleger zu werden, fällt ihnen allein schon aus Imagegründen schwer.

Artikel vom 25.06.2005