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»Kunstwerk zum Berühren«

Gnadenstuhl wurde am Dreifaltigkeitssonntag geweiht


Von Burgit Hörttrich
Bielefeld (WB). »Kommen Sie ruhig näher, dieses Kunstwerk darf man berühren,« forderte Pfarrer Uwe Wischkony die Bielefelder auf, die zur Weihe der Bronzeskulptur der Künstlerin Nina Koch auf den Jodokus-Kirchplatz gekommen waren. Gestern, am Dreifaltigkeitssonntag, wurde die Plastik »Gnadenstuhl« als Sinnbild Gottes, der den Leichnam seines Sohnes annimmt, der Gemeinde übergeben. Nina Koch, Künstlerin aus Bielefeld, betonte, der Gnadenstuhl sei eine Darstellung der Trinität, die auf das Mittelalter zurück gehe.
Nina Koch bedankte sich dafür, dass sie sich »an der schwierigen und großen Aufgabe« habe versuchen dürfen: »Das Thema treibt mich bereits seit vielen Jahren um.« 1988 habe sie zum ersten Mal einen Gnadenstuhl modelliert - als Gegenstück oder Ergänzung zum Bild der Pieta - der Mutter Gottes mit Jesus in ihren Armen. Sie bescheinigte der katholischen St. Jodokus-Gemeinde Mut: Mut, sich für den Gnadenstuhl als Motiv entschieden zu haben, Mut auch dafür, eine religiöse Plastik im öffentlichen Raum aufzustellen.
Ihr sei der Aspekt der Zuneigung wichtig gewesen, erklärt Nina Koch. Die Skulptur solle die Liebe des Vaters zu seinem Sohn zeigen, gleichzeitig aber auch die Annahme des Todes. Der Heilige Geist ist in Form einer Taube auf der Mantelschließe von Gottvater dargestellt. Die lateinische Inschrift »Ecce Homo - Sehet den Menschen« sei eine Aufforderung, aber auch die Hinwendung an den Betrachter.
Nina Koch schenkte Uwe Wischkony, der die Skulptur mit Weihwasser besprengte, eine ihrer Skizzen, die in der zweijährigen vorbereitenden Arbeit entstanden ist. Wischkony betonte, die Skulptur solle zum Beten einladen - genau so wie vorher das große Holzkreuz, das an derselben Stelle gestanden hatte, aber aber abgebaut werden musste, weil des durch und durch morsch gewesen sei.
Finanziert wurde der Gnadenstuhl durch den Nachlass eines 2001 verstorbenen Kirchenmitgliedes.

Artikel vom 23.05.2005