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Mobbing im Fußballstadion
Dicht am DSC   
Von Dirk Schuster

Aus dem versöhnlichen Saisonabschluss wurde nichts. Einerseits, weil es Arminia nicht gelang, dem Publikum noch ein letztes Mal in dieser Spielzeit ein begeisterndes Fußballspiel zu bieten. Andererseits, weil sich einige Bielefelder Fans restlos daneben benahmen.
Waren die Pfiffe bei der offiziellen Verabschiedung noch zu verschmerzen, hörte bei den ersten »Langkamp raus«-Rufen der Spaß auf. Wer glaubt denn allen Ernstes, der Abwehrspieler hätte Martin Petrov deshalb im Strafraum gefoult, um seinem künftigen Klub und damit sich selbst im Kampf um die UI-Cup-Quali einen Vorteil zu verschaffen? Dass Langkamp ausgerechnet gegen Wolfsburg keinen guten Tag erwischte, wurmte hinterher niemanden mehr als Langkamp selbst.
Was einige Anhänger derweil mit Ervin Skela anstellten, war pures Mobbing. Und löste bei Trainern und Teamkameraden Kopfschütteln aus. In welchem anderen Stadion wird ein Spieler sogar für einen Pass ausgepfiffen, der angekommen ist? Dass sich Skela bei seiner Auswechslung dennoch bedankte (»Das galt denen, die mich unterstützt haben«), beweist seine gute Kinderstube, die auf der anderen Seite des Gitterzauns offenbar nicht jeder genossen hat.
Dass mit Skela gegen Wolfsburg nicht nur eine wertvolle Anspielstation, sondern die komplette Ordnung im Mittelfeld verloren ging, war ein letzter Beweis dafür, dass dieser Spieler von vielen verkannt wurde.
Mag sein, dass er mit seiner Ankündigung, zehn Tore zu schießen, die Messlatte selbst zu hoch gelegt hat. Doch die viel zu simple Fußball-Gleichung Tore = Leistung geht in seinem Fall nicht auf. Zum Abschied sagte Skela: »Ich kann die Fans auch verstehen, aber umgekehrt vielleicht nicht.«
Ein Kompliment gebührt den Anhängern in Block 5. Auf riesigen Bändern hatten sie sich in verschiedenen Sprachen bei den Spielern und Trainern für den Klassenerhalt bedankt. Natürlich auch in der albanischen.

Artikel vom 23.05.2005