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Gracia erlebt ein Waterloo

Eurovision Song Contest: Griechischer Sieg, Deutschland auf letztem Platz

Kiew (dpa). Der 50. Eurovision Song Contest wurde für Deutschland zum Waterloo: Mit einem unsicheren Auftritt stürzte Gracia am Samstagabend in einem starken Feld von 24 meist professionellen Darbietungen auf den letzten Platz. Der Sieg ging an Griechenland.

Die griechische Sängerin Helena Paparizou holte mit ihrem feurigen, folkloristisch angehauchten Song »My Number One« vor mehr als 100 Millionen Fernsehzuschauern den ersten Grand-Prix-Sieg für ihr Land.
Gracias biederer Rocksong »Run & Hide« sei gegen die Konkurrenz der meist fetzig-bunten Beiträge nicht angekommen, hieß es aus der deutschen Delegation. Die 22-Jährige nahm ihre Niederlage gefasst. »Ihr habt das Lied gewählt. Und ich glaube, wir haben euch trotzdem so vertreten, dass wir stolz nach Hause fahren können«, sagte sie den Zuschauern der ARD-Grand-Prix-Show in der Nacht zu Sonntag.
Die dreistündige Live-Show lockte in Deutschland 7,01 Millionen Zuschauer vor die Bildschirme (Marktanteil: 29,8 Prozent). Die ARD wertete die Quote als Erfolg, auch wenn in den vergangenen Jahren erheblich mehr Menschen dabei gewesen waren - so hatten 2004 noch 11,11 Millionen Zuschauer den Grand Prix eingeschaltet.
Der Jubiläumswettbewerb war geprägt von fetzig-rockigen Tanznummern, oftmals mit folkloristischen Elementen. Doch nach dem Erfolg von Ethno-Pop in den vergangenen Jahren, mit Ruslanas »Wilden Tänzen« (»Wild Dances«) aus den Karpaten als Höhepunkt in 2004, überzogen diesmal viele Teilnehmer das Spiel mit Folklore und Trommelei. So wurde die schmachtende Ballade »Angel« von Chiara aus Malta von den Fans in 39 Ländern auf Platz zwei gewählt. Auch Platz vier und fünf belegten mit der Israelin Shiri Maimon und dem lettischen 2 Walters & Kazha eher ruhigere Nummern. Dazwischen lag auf Rang drei mit der Rumänin Luminita Anghel aber ein - allerdings gekonnter - Kracher. Ihre Begleitband trommelte zu dem Popsong »Let Me Try« wild auf Fässern herum.
Griechenland hatte am Sonntagmorgen eine schlaflose Nacht hinter sich. Kurz nach dem Sieg ihrer Helena strömten Zehntausende Hellenen auf die Straßen und feierten mit Musik, Tanz und Feuerwerk.
Die Siegerin, die 2001 mit dem Duo Antique bereits Grand-Prix-Dritte war, zeigte sich überglücklich: »Endlich ist der Wettbewerb in Griechenland angekommen«, sagte sie mit Blick auf das Finale 2006 in Athen.
Für Gracia hingegen ging einiges schief: Die 22-Jährige wirkte bei ihrem Auftritt vor den 6000 Zuschauern im Kiewer Sportpalast nervöser als sonst. Beim Refrain ihres Songs überschlug sich ihre Stimme fast.

Artikel vom 23.05.2005