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Opfer-Familie
massiv bedroht

Jugendliche vergewaltigten 13-Jährige

Hildesheim (dpa). Die Familie des in Hildesheim von sechs Jugendlichen mehrfach vergewaltigten 13-jährigen Mädchens ist am Telefon von Unbekannten wiederholt massiv bedroht worden.

Offenbar stammten die Anrufe »aus dem Umfeld der tatverdächtigen Schüler«, sagte der Sprecher der Staatsanwaltschaft, Bernd Seemann, am Freitag. Es seien Sätze gefallen wie »Ihr werdet eures Lebens nicht mehr froh« oder »Euch passiert was«. Die sechs tatverdächtigen Jungen im Alter von 14 bis 17 Jahren sitzen seit Mittwoch in Untersuchungshaft.
Die Schüler hatten ihr Opfer - wie berichtet - nach der ersten Vergewaltigung zu weiteren Treffen genötigt, indem sie mit der Veröffentlichung von Fotos drohten, die beim ersten Treffen gemacht worden seien.
Einer der Tatverdächtigen habe inzwischen gestanden, dass mit einer Handykamera Bilder von der ersten Tat gemacht worden waren, erklärte Oberstaatsanwalt Seemann.
Die Datenspeicher der beschlagnahmten Mobiltelefone seien allerdings gelöscht. Jetzt sollen Spezialisten des niedersächsischen Landeskriminalamtes die Handys untersuchen.
Bei der Suche nach Erklärungen für die Handlungsweise der beschuldigten Jugendlichen müsse man deren türkische Herkunft berücksichtigen, sagte der Leiter der Kriminologischen Forschungsinstitutes Niedersachsen, Christian Pfeiffer. »Diese Jungen wachsen in einer ausgeprägten Macho-Kultur auf.« Dies könne zu der Vorstellung führen, dass man sich als Mann eine Frau nimmt, wenn man sie haben will.
Einer der Schüler hatte das spätere Opfer in einem Internet-Chat kennen gelernt und sich mit der 13-Jährigen verabredet. Schon beim ersten Treffen, zu dem der Jugendliche mehrere Kumpane mitbrachte, soll das Mädchen unter Drohungen und Gewaltanwendung mehrfach vergewaltigt worden sein.
Bei drei weiteren Treffen sollen sich dann erneut jeweils mehrere Jugendliche an dem Opfer vergangen haben. Die Jungen bestreiten die sexuellen Handlungen nicht. Vor dem Haftrichter erklärten sie jedoch, das Mädchen habe freiwillig mitgemacht.

Artikel vom 21.05.2005