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Bielefelder
Optik
Von Michael Schläger

Spannend bis zuletzt

Selten ist eine Landtagswahl in Nordrhein-Westfalen mit so viel Spannung erwartet worden wie die am morgigen Sonntag. Wechselstimmung liegt schon seit Wochen in der Luft. Doch es wird am Ende darauf ankommen, welches Lager seine Wähler am besten zu mobilisieren vermag. Auch in Bielefeld gingen bei der Landtagswahl 2000 immerhin 41 Prozent der Stimmberechtigten gar nicht erst ins Wahllokal.
Mit gewaltigem Aufwand sind die Parteien in die Wahlschlacht gezogen. Selten war Bielefeld das Ziel von so vielen Bundes- und Landespolitikern wie in den vergangenen Wochen. Schließlich geht es um etwas. Auch aus lokaler Sicht. In Bielefeld ist keiner der Kandidaten von Union und SPD so gut auf der jeweiligen Liste positioniert, dass er sich beruhigt zurücklehnen könnte. Die Sozialdemokraten, die Bielefeld früher als sichere Bank betrachteten, müssen zittern. Die Unionspolitiker können nur hoffen, dass sich der positive Trend, der aus den Meinungsumfragen herauszulesen war, sich auch auf den Stimmzetteln niederschlagen wird. Nur der grüne Michael Vesper kann sich seines Landtagsmandats sicher sein. Aber ob es wieder für ein Ministeramt reicht?
Vielleicht denken die Wähler viel weniger parteitaktisch, machen ihre Entscheidung von persönlichen Befindlichkeiten abhängig. Wie steht es um die Sicherheit des Arbeitsplatzes? Was bleibt am Ende eines Monats noch im Geldbeutel? Was erzählen die Kinder, wenn sie mittags aus der Schule kommen? Wie lange sind die Staus auf dem Weg ins Ruhrgebiet oder nach Hannover? Vielleicht bestimmen diese subjektiven Erfahrungen die Wahlentscheidung doch stärker als die viel beschworene Signalwirkung für Berlin.
Der Stadtpolitik bleibt am Ende zu wünschen, dass sie nach dem lähmenden Landtagswahlkampf wieder erwacht. Zu tun gibt es auch vor Ort genug.

Artikel vom 21.05.2005