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Rätselraten bei Ferrari

Reifenpanne: Ralf Schumacher erhält eine Zeitstrafe

Monte Carlo (dpa). Als Michael Schumacher einmal mehr sein Pokerface aufsetzte, legte sein Teamkollege Rubens Barrichello die Karten auf den Tisch und stellte Ferrari eine Bankrotterklärung aus.

»Wenn Renault und McLaren ihren Rhythmus beibehalten, werden wir am Sonntag überrundet. Wir haben weder einen Rhythmus, um die Pole zu fahren, noch um vorne dabei zu sein. Noch können wir im Rennen den Besten nicht die Stirn bieten«, sagte der Brasilianer vor dem Großen Preis von Monaco und kritisierte in der »Gazzetta dello Sport« die Arbeit seines Teams.
»Es sind nicht nur die Reifen. Es fehlt von allem etwas. Wir sind nicht schnell. Wir sind nicht konstant. Wir müssen über uns selbst nachdenken und eine Lösung finden.«
Nach den rätselhaften Vibrationen an Schumachers Ferrari im Training ging die Suche nach den Ursachen vor dem Showdown in den engen Gassen weiter. Doch nicht nur der Rekord-Weltmeister, der am freien Freitag den Großteil der Zeit mit Familie und Freunden verbrachte, sondern auch Bruder Ralf hatte nicht viel zu lachen.
Der Toyota-Pilot bekam von den Stewards eine Zeitstrafe von einer halben Sekunde aufgebrummt und hat im Rennen am Sonntag (14 UhrUhr/RTL und Premiere) ein großes Handicap zu verkraften.
»Das ist sehr schade, denn in Monaco ist ein guter Startplatz sehr wichtig. Auf diesem Kurs kann man sehr schwer überholen. Dadurch sind meine Chancen auf eine gute Rennplatzierung gesunken«, sagte Ralf Schumacher am Freitag. Michelin hatte am Vortag im Training einen defekten linken Vorderreifen getauscht.
Durch ein Missverständnis war der neue Reifen bei der Abnahme aber nicht durch die Hände der Sportkommissare gegangen. Der französische Hersteller nahm die Schuld auf sich, entschuldigte sich bei Toyota und »ausdrücklich« auch bei Ralf Schumacher. »Der Ersatzreifen hat die Leistungsfähigkeit nicht verändert, aber wir akzeptieren die Strafe.«
Während die Schumacher-Brüder den traditionellen Erholungstag vor dem Formel-1-Klassiker nicht so richtig genießen konnten, war für BMW-Williams-Pilot Nick Heidfeld die Welt in Ordnung. Mit seiner schwangeren Lebensgefährtin Patricia konnte »Quick Nick« am Morgen nach der Teamparty auf einem Sponsorenboot ausschlafen, ehe die Pflicht mit Sponsorenterminen im Spielerparadies rief.
Bei Ferrari ist von Ruhe nichts zu spüren. »Wir wissen nicht, wo wir stehen. Das Auto war von Anfang an nicht in Ordnung. Insofern sind die Zeiten nicht zu deuten«, sagte Schumacher. Teamchef Jean Todt stellte fest: »Obwohl Michael den letzten Teil des freien Trainings verpasst hat, haben wir wichtige und viele Daten gesammelt.« Technikchef Ross Brawn bemühte das Prinzip Hoffnung: »Ich bin sicher, dass wir für die letzten Trainingseinheiten bereit sein werden.«

Artikel vom 21.05.2005