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Gildemeister kehrt zurück nach Rußland

Technologiezentrum öffnet am 21. Juni - Aktionäre bei der Dividende auf 2006 vertröstet

Von Edgar Fels
Bielefeld (WB). Gildemeister-Chef Dr. Rüdiger Kapitza hatte am Freitag kein leichtes Spiel, für eine gute Stimmung zu sorgen. Gelingt es dem Werkzeugmaschinenhersteller, in diesem Jahr so viel zu verdienen, um 2006 wieder eine Dividende ausschütten zu können? Das war die zentrale Frage, die etwa 1200 Aktionäre bewegte. Kapitza: »Es wird sehr schwierig.«

Gildemeister, Weltmarktführer bei den spanenden Werkzeugmaschinenherstellern, hat sich für das laufende Geschäftsjahr viel vorgenommen. 2005 soll ein Gewinn von mehr als zehn Millionen Euro erreicht werden, kündigte Kapitza bei der Hauptversammlung in der Bielefelder Stadthalle an. Dann werde es auch wieder eine Dividende geben.
»Unser Ziel ist es, künftig auch im Ertrag eine führende Rolle unter den Werkzeugmaschinenherstellern einzunehmen«, betonte Kapitza weiter. »Daher brauchen wir bessere Preise und mehr Umsätze.« So biete Gildemeister seine Hochtechnologie-Maschinen bereits um vier bis sechs Prozent teurer an und geht dabei offenbar bewusst das Risiko ein, weniger Maschinen zu verkaufen.
»Im vergangenen Jahr hatten wir kräftigen Gegenwind«, sagte Kapitza. »Unsere Produkte sind durch den schwächeren Dollar um 30 Prozent teurer geworden.« Ein Problem, mit dem der Hauptkonkurrent Japan nicht zu kämpfen hatte. Dort hatte sich das Wechselkursverhältnis Dollar-Yen nicht so sehr zu Ungunsten des asiatischen Marktes ausgewirkt.
Hinzu kommt, dass die Asiaten ihre Dreh- und Fräsmaschinen in der Regel preiswerter anbieten, als es das auf High-Tech spezialisierte Bielefelder Unternehmen kann. Kapitza: »Unsere Maschinen sind technisch besser. Dafür sind die Kunden auch bereit, etwas mehr zu bezahlen.«
Sprecher der Deutschen Schutzgemeinschaft für Wertpapierbesitz sowie der Schutzvereinigung der Kapitalanleger beklagten den Verlust der Aktiengesellschaft in 2004 in Höhe von 31 Millionen Euro, der letztlich die Dividende kostete. Ein Grund: Die hohen Abschreibungen (40,4 Millionen Euro), die Gildemeister bei seiner italienischen Gesellschaft auf den Buchwert vornehmen musste. Kapitza: »2005 wird Gildemeister Italia keine Belastung mehr sein. Wir schreiben dort schon heute schwarze Zahlen« Der Vorstandsvorsitzende betonte, der Markt in Italien sei nach Deutschland der wichtigste innerhalb Europas.
Gildemeister ist heute mit mehr als 5100 Mitarbeitern in elf Produktionsstätten sowie 57 nationalen und internationalen Vertriebs- und Servicestandorten weltweit vertreten. In den nächsten Tagen kommen Technologiezentren in Istanbul/Türkei (Eröffnung 24. Mai) und in Moskau/Russland (21. Juni) hinzu. »Die Globalisierung ist nicht aufzuhalten,« sagt Kapitza, der in beiden Ländern Wachstumspotentiale für den Werkzeugmaschinenmarkt sieht. Gerade in Russland habe Gildemeister einen Namen. Kapitza: »Bis 1985 haben wir mit Rußland etwa die Hälfte unseres Umsatzes gemacht. Die haben einen gigantischen Bedarf.« Insgesamt plant Gildemeister für beide Gesellschaften noch für 2005 ein Geschäftsvolumen von 20 bis 30 Millionen Euro.
Die weltweite Nachfrage nach Werkzeugmaschinen wird 2005 nach einer Studie des ifo-Institutes und des Vereins Deutscher Werkzeugmaschinenfabriken um acht Prozent steigen. Gildemeister erhofft sich insbesondere von der Fachmesse EMO im September in Hannover Impulse. Das Unternehmen werde nahezu sein gesamtes Produktprogramm präsentieren, davon sechs Weltpremieren aus den drei Geschäftsfeldern Drehen, Fräsen und Ultrasonic/Lasertec. Für das laufende Jahr sind 19 Neuentwicklungen geplant.

Artikel vom 21.05.2005