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Stimme ist ihr
Markenzeichen

Annette von Aretin wird 85

Von Sabine Dobel
München (dpa). Die einstige Berufe-Raterin und »Grande Dame« des Rundfunks, Annette von Aretin, wird am Montag 85 Jahre alt. Sie werde den Tag wahrscheinlich im engen Familienkreis mit Tochter und Sohn feiern, sagt sie.

Die in Niederbayern und München aufgewachsene TV-Dame war Millionen Fernsehzuschauern durch Robert Lembkes Kultsendung »Was bin ich?« bekannt geworden. 34 Jahre lang, bis zum Tod Lembkes, war sie Mitglied des Rateteams. »Wir waren wie eine Familie«, schwärmte die 1920 in Bamberg geborene Adlige stets. Die gelernte Fotografin, die mit vollem Namen Marie Adelheid Kunigunde Felicitas Elisabeth Freiin von Aretin heißt, kam durch die Bekanntschaft mit dem Münchner Regisseur Kurt Wilhelm zunächst zum Rundfunk. Sie begann 1947 als freie Mitarbeiterin bei Radio München, dem späteren Bayerischen Rundfunk (BR). Wilhelm gab ihr die Rolle des »Ännchen von Kalau« in der Radiosendung »Fleckerlteppich«.
Ihre Stimme wurde schon bald zu einem unverwechselbaren Markenzeichen für gute Funksendungen. Von Aretin war die Erste, die als TV-Ansagerin des Bayerischen Rundfunks von München aus ins deutsche Nachkriegsfernsehen lächelte. Bei der Auswahl der ersten Sprecherinnen für das deutsche Fernsehen siegte sie auf Anhieb und erfreute sich bis 1958 größter Popularität als TV-Ansagerin.
Bis zu ihrer Pensionierung war sie Chefin des Besetzungsbüros des Bayerischen Rundfunks und kümmerte sich um die Auswahl der Schauspieler für in München produzierte Fernsehspiele. Dabei besetzte sie auch teils unbekannte Schauspieler, die damit »entdeckt« wurden. »Für mich war immer wichtig: Für was ist jemand befähigt«, sagt sie heute über ihr Hauptauswahlkriterium.
Eine zweite Karriere machte die mit der »Goldenen Kamera« ausgezeichnete TV-Dame und Mutter zweier Kinder als Buchautorin. Sie veröffentlichte einen Bildband zum 200-jährigen Bestehen des Englischen Gartens sowie ihre Lebenserinnerungen, die 1991 unter dem Titel »Alles blüht zu seiner Zeit« erschienen. Ihr jüngstes Buch »Liebes Enkelkind« schrieb sie für Enkelin Greta.

Artikel vom 21.05.2005