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Geboren wurde Franz Mludek 1942 im schlesischen Ratibor. Schon in den 50er Jahren versuchte die Familie aus Polen auszureisen, »man ließ uns aber nicht.« Franz Mludek lernte also den Beruf des Elektrikers, wurde Elektromeister, besuchte die Ingenieurschule - und verlor sein Ziel nie aus den Augen. Als er Anfang der 80er Jahre einmal beruflich nach Deutschland musste, blieb er daher einfach im Westen, obwohl seine Frau und sein Töchterchen Eva noch in Polen waren. »Das war verabredet, wir dachten, dass es sonst nie klappt.« Dreieinhalb Jahre musste Mludek auf seine Familie warten, Zeit, die er nutzte, um beruflich Fuß zu fassen. »Zuerst habe ich in Dortmund in einer Zeche als Elektrobersteiger gearbeitet, dann war ich Elektroniker bei Gildemeister, bevor ich zum Klösterchen kam«, erzählt er.
Mittlerweile kennt er das Haus genau - vom Keller bis unter das Dach. »Es ist mein zweites Zuhause«, lacht er. Dabei gab es durchaus auch Zeiten, an denen das Krankenhaus an der Kiskerstraße eigentlich schon sein erstes Zuhause war, an denen er zehn oder zwölf Stunden am Tag dort war und auch am Wochenende nach dem Rechten schaute. Denn wenn gebaut wurde - und in den vergangenen Jahren wurde viel investiert und modernisiert - kümmerte sich Franz Mludek um alles.
Die sicher größte Maßnahme, überlegt er, sei der Umbau des Operationszentrums gewesen. In nur 20 Monaten war er geschafft - wobei der Krankenhausbetrieb weiterlief. 24 Stunden am Tag, sieben Tage in der Woche musste und muss alles funktionieren, müssen Strom- und Wasserversorgung garantiert sein. »Die Sicherheit der Patienten steht immer an erster Stelle.«
Aber auch die Renovierung der Stationen, den Neubau der Dialyse, die Umgestaltung der Ambulanz, die Modernisierung der Kreißsäle, den Einbau behindertengerechter Duschen und, und, und - alles plante und organisierte Franz Mludek ebenso, wie er jüngst den neuen Anstrich des Gertrud-Frank-Hauses in zartem Gelb verantwortete. Erst kam die neue Farbe nicht so gut an, schmunzelt er - wo das Haus doch immer schlicht weiß gewesen war. Jetzt aber finden alle die Villa am Krankenhauspark einfach wieder schön. »Ich habe immer mit Dr. Rüter abgesprochen, was zu machen sei, und er hat mir dann freie Hand gelassen«, erzählt Franz Mludek und freut sich über so viel Vertrauen. Stolz ist er darauf, dass er stets alle Termine eingehalten hat. »Wenn ich gesagt habe, am 30. September ist etwas fertig, dann war es fertig.« »Lieber gestern als heute«, lautet denn auch sein Motto.
Insgesamt 20 Mann stark (die Zivis eingeschlossen) ist die Truppe, die Mludek unterstand: Elektriker, Tischler, Schlosser, Maler, Klima-, Kommunikations- und Medizintechniker gehörten dazu. »Praktisch alles.« Darum, dass Haus- und Medizintechnik auch wirklich immer funktionieren, kümmerte sich Franz Mludek selbst: »Einmal im Monat habe ich die Notstromaggregate unter Belastung geprüft. Denn OPs, Fahrstühle, Beatmungsmaschinen - all das muss doch garantiert laufen.«
Beim Gedanken an den Ruhestand wird dem 63-Jährigen mulmig. »Ich habe das ja beantragt, aber ich frage mich schon, was wird, wenn ich ab Montag nicht mehr herkommen muss . . .« Mindestens einmal in der Woche wird er aber ins Klösterchen kommen, und Geschäftsführer Rüter hat ihm schon zugesagt, ihn weiter mit Aufgaben zu betrauen.
Ansonsten, das hat sich Franz Mludek fest vorgenommen, wird er sich um seine Gartenteiche kümmern, den Freundeskreis pflegen und mit Ehefrau Maria reisen - sicher auch regelmäßig nach Nürnberg, wo Tochter Eva, eine Zahnärztin, lebt und wo die Enkel Laura und Lars sind. Er wird mehr radeln, sich weiter in der Heimatgruppe Oberschlesien engagieren und segelfliegen. Angesteckt von Rüter will Mludek sich auch dem Modelleisenbahnbau widmen. »Ich sammle alte Möbel und Porzellan. Aber weil das Haus voll ist, muss ich jetzt etwas anderes machen.« Gar nichts zu tun, kann er sich nicht vorstellen. »Dazu bin ich ein zu unruhiger Mensch.«
Seinen Nachfolger kennt Mludek längst: Gernold Bock war bereits vor ihm im Klösterchen, wechselte dann als Technischer Leiter zum Herzzentrum Leipzig und ist zum Monatsanfang wieder nach Bielefeld zurückgekehrt.

Artikel vom 21.05.2005