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Vier volle Teller balanciert

Die Jobs der Professoren (22): Dr. Fred Becker


Bielefeld (sas). So ganz stressfrei war sein Kellnerjob nicht - »aber auf jeden Fall lukrativ«, sagt Prof. Dr. Fred Becker. Auch für ihn galt, was für viele seiner Kollegen gilt: Becker, der seit 1996 an der wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät der Universität Bielefeld Betriebswirtschaftslehre unterrichtet, musste als Student jobben.
»Studiert habe ich von 1976 bis 1981 in Wuppertal und Köln, gelebt und gejobbt habe ich aber immer in Köln«, erzählt er. Dort war besonders im Frühjahr und Herbst die Zeit der großen Bälle. Ganz klassisch, im schwarzen Anzug servierte der Student Becker dann Getränke und Speisen. »Ich konnte aber nicht mehr als vier Teller balancieren«, sagt er. Das elegante, gekonnte Vorlegen allerdings, das beherrschte er gut, und das saß noch lange. »Das Schöne an diesem Job war, dass man die Kölner Society beobachten konnte. Das war schon interessant«, schmunzelt er. Außerdem waren die Trinkgelder zuweilen durchaus üppig: »Es gab ein, zwei Gäste, die kein Kleingeld in den Taschen haben wollten. Das bedeutete für sie, dass kein Schein unter 100 Mark war.« Das wiederum bedeutete für Becker und seine Kollegen, dass bei einer Rechnung von 95 Mark für sie fünf Mark Trinkgeld herauskamen, bei einer Rechnung über 105 Mark aber eben 95 Mark für sie abfielen.
Einen zweiten Job hatte der angehende Wirtschaftswissenschaftler in einer kleinen Trainingsgesellschaft, die Weiterbildungsprogramme für mittelständische Unternehmen entwickelte. »Da war ich zuständig für das Öffnen der Tür, für den Telefondienst - und auch für Inhalte.« Denn fachlich, meint er, haperte es ein wenig, da galt der Student (mit vorheriger, abgeschlossener kaufmännischer Ausbildung) dann als der Versierte. Eher berufsqualifizierend für den heutigen Professor war zudem der Job als studentische Hilfskraft an der Universität: »Ich musste einem Professor zuarbeiten.«
Damit aber nicht genug: Allsamstäglich führte Becker einen Getränkeshop: »Der gehörte zu einem kleinen Supermarkt, wie es sie heute kaum noch gibt, und war ausgelagert.« Die Annahme des Leergutes oblag ihm dort ebenso wie der Verkauf.
Große Extras hat Fred Becker nicht von seinem Verdienst finanziert: »Das Geld floss einfach in den Lebensunterhalt und mal in einen einfachen Urlaub.«

Artikel vom 20.05.2005