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Ein Brasilianer ist
Moskaus Held

ZSKA-Fans feiern UEFA-Cup-Erfolg

Lissabon (dpa). Roman Abramowitsch lieferte die Millionen, Daniel Carvalho legte die Tore vor: Der UEFA-Pokal-Triumph von ZSKA Moskau ist eng verbunden mit dem russischen Öl-Milliardär und dem Armeeclub-Spielmacher aus Brasilien.

»Ich kann nur sagen: Meine Spieler sind Helden. Sie haben das Unmögliche geschafft«, jubelte Trainer Waleri Gassajew nach dem überraschenden 3:1 des Außenseiters bei Gastgeber Sporting Lissabon, das wenige Tage zuvor gegen Benfica Lissabon die Meisterschaft verspielt hatte. Die erste Europacup-Trophäe für ein russisches Team werde seinem krisengeschüttelten Land Auftrieb geben, glaubt Gassajew. »Das ist ein Meilenstein für den russischen Fußball. Er wird der Nation Selbstvertrauen verleihen.«
Held auf dem Spielfeld war der Brasilianer Carvalho. Er trumpfte nach dem 0:1-Rückstand durch Rogerio (29.) groß auf und leitete die Treffer von Alexej Beresutski (57.), Juri Schirkow (66.) und Vagner Love (75.) mit glänzenden Vorlagen ein. »Ich spiele auf einem sehr hohen Level, aber ich kann noch besser werden«, verkündete Carvalho, der bereits vor zwei Wochen im zweiten Halbfinale gegen Parma (3:0) mit zwei Treffern Matchwinner war.
Dass brasilianische Top-Akteure wie er und Vagner Love überhaupt für ZSKA spielen, ist vor allem Abramowitsch zu verdanken. Offiziell ist der 38-Jährige nur Clubchef des im Champions-League-Halbfinale gescheiterten FC Chelsea, in den er bisher 450 Millionen Euro gepumpt hat. Knapp ein Zehntel reichte, damit sein »Ersatzspielzeug« ZSKA ihm nun den Trostpreis UEFA-Cup bescherte. Denn 44 Millionen Euro hat Abramowitsch, der neben einer Boeing 767 mit Raketen-Abwehrsystem unter anderem auch zwei Hubschrauber und drei Yachten sein Eigen nennt, über seinen Ölkonzern Sibneft 2003 als ZSKA-Sponsor aufgewendet.
Seitdem ging es mit dem Armeeclub bergauf. Und das reichte, um Sporting in dessen José-Alvalade-Stadion in Schach zu halten. Und während die ZSKA-Helden von tausenden jubelnden Fans am Moskauer Flughafen begeistert empfangen wurden, herrschte bei Sporting nach dem Verlust des zweiten möglichen Titels binnen drei Tagen Tristesse pur. »Was wie eine Traumpartie begann, endete im Albtraum«, titelte »A Bola«. Und Torjäger Liedson fasste das Aus in Meisterschaft und UEFA-Cup so zusammen: »Das war für uns eine schwarze Woche.«

Artikel vom 20.05.2005