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Der Angstgegner wartet

SCP muss nach Münster: 1000 Paderborner wollen zu den Preußen

Von Matthias Reichstein
Paderborn (WB). Die einen wollen unbedingt rauf, die anderen nur nicht runter - das Westfalenderby SC Preußen Münster kontra SC Paderborn 07 ist der Regionalliga-Krimi des 36. Spieltages. Die Bilanz spricht aber eindeutig gegen den Zweiten der dritten Liga: Noch nie konnte der SCP ein Regionalligaspiel in Münster gewinnen.

1:2, 1:4, 1:3 - ausnahmslos punktlos musste der SC Paderborn 07 seit dem Wiederaufstieg 2001 die Heimreise antreten. Im Preußen-Stadion an der Hammer Straße gab es nichts zu holen, entsprechend respektlos gehen die abstiegsbedrohten Preußen ins Spiel an diesem Samstag. »Wenn wir gegen Paderborn gewinnen, wäre das eine kleine Überraschung, aber ganz sicher keine Sensation«, sagt Trainer Hans-Werner Moors.
Der Trainerfuchs will seiner angeschlagenen Elf Mut machen, denn das 0:1 vor einer Woche beim bereits abgestiegenen 1. FC Union Berlin hat Spuren hinterlassen. Der Auftritt der Preußen wurde von Augenzeugen als »erbärmlich« eingestuft, Paderborns Trainer Pavel Dotchev ist vor dem Auftritt beim Angstgegner überzeugt: »Die Münsteraner hätten alles klar machen können, jetzt stecken sie wieder mitten im Abstiegskampf. Das wird die Mannschaft noch zusätzlich verunsichern.«
Personell müssen beide Trainer ihre Elf umstellen. Während die Preußen auf den gesperrten Marco Neunaber (fünfte Gelbe Karte) verzichten müssen, ist Dotchevs Liste noch etwas länger. Daniel Cartus und Markus Bollmann (beide sahen ebenfalls die fünfte Gelbe Karte) sowie Miodrag Latinovic (Rot in Chemnitz) sind gesperrt, Borislav Tomoski (Kreuzbandanriss) und Bernd Eigner (Adduktoren) verletzt und werden in dieser Saison nicht mehr zum Einsatz kommen. Neu ins Team rückt Benjamin Schüßler, dessen Sperre abgelaufen ist. Der Ex-Osnabrücker soll Cartus auf der rechten Außenbahn ersetzen, eine Premiere feiert Paderborns Viererkette: Markus Krösche, Michael Lorenz, Thorsten Becker und Stephan Maaß - diese Zusammenstellung gab's in einem Meisterschaftsspiel noch nicht.
Viel Brisanz verspricht das Mittelfeld-Duell zwischen Preußen-Kapitän Stephan Küsters und Guido Spork. Beide Spieler mögen sich nicht sonderlich, beide besetzen Schlüsselpositionen und auch wohl deshalb heizt Moors den Zweikampf der Führungsspieler auch noch zusätzlich an: »Spork gegen Küsters - da wird nur einer das Spiel überleben.«
SCP-Torjäger Alexander Löbe darf sich ebenfalls auf einen »netten« Nachmittag einstellen. Dem SCP-Kapitän wird Moors, der gegen Paderborn mit einer Dreierkette (Beer, Schyrba, Schäper) spielen will, Oliver Beer als Sonderbewacher zur Seite stellen. Der Münsteraner Wintereinkauf aus Ingolstadt gilt als eisenharter Manndecker.
Knapp 1000 Paderborner wollen den SCP im Aufstiegskampf unterstützen, so viele, wie seit zehn Jahren nicht mehr. Neben Auf- und Abstiegskampf werden sie auch etwas Abschied sehen: Für beide Trainer wird das Westfalenderby für lange Zeit das letzte Duell sein, denn die beiden Liga-Rivalen verlängerten die Verträge mit ihren Fußballlehrern nicht. Während Pavel Dotchev bei den Sportfreunde Siegen hoch im Kurs steht, will der 54-jährige Moors nicht mehr auf die Bank zurück kehren und strebt einen Job als Sportlicher Leiter an. Deshalb würde den Ex-Arminen ein Abstieg zum Abschied doppelt treffen. Ganz anders sieht die Situation bei Paderborns Bulgaren auf der Bank aus. Seine Bewerbungsunterlagen können mit jedem Spiel nur noch attraktiver werden.

Artikel vom 21.05.2005