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Der Mut gehört dazu

Stefan Müller hat sich selbständig gemacht

Von Hartmut Horstmann
Vlotho (WB). Am Anfang standen Mut und schlaflose Nächte. Als sich der 38-jährige Stefan Müller vor einem halben Jahr als Zweirad-Mechaniker selbständig machte, konnte niemand für den Erfolg garantieren. Doch das Geschäft in Vlotho zog schnell an, heute denkt der Firmen-Chef bereits darüber nach, in absehbarer Zeit neue Räume anzumieten sowie einen Ausbildungsplatz in seinem kleinen Betrieb zu schaffen.

Stefan Müller, der mit seiner Familie einige Jahre in Ostfriesland lebte, hat nach seiner Schulzeit eine Lehre als Zweirad-Mechaniker gemacht. Zuletzt arbeitete er als Service-Techniker für Roboter - bis die Arbeitslosigkeit seine berufliche Laufbahn kurzzeitig unterbrach.
»Was tun?«, lautete die Frage, die sich Anchen und Stefan Müller stellten. Am Ende der Überlegungen stand der mutige Entschluss, sich selbständig zu machen. Als Fahrradmechaniker ein eigenes Geschäft zu haben, sei immer sein Traum gewesen, sagt der 38-Jährige.
Weil die Müllers in Vlotho ein Haus besitzen, zogen sie mit ihren Kindern aus Ostfriesland zurück in die Weserstadt. So sparten sie in der ungewissen Startphase die Miete für die Räumlichkeiten.
Anfangs wurde Stefan Müller auch mit Bedenken konfrontiert. Eine der Befürchtungen: Wie sollte ein Geschäft, das sich nicht an einem zentralen Platz befindet, an Kunden kommen? Der Neu-Unternehmer überließ nichts dem Zufall und rührte kräftig die Werbetrommel. Mittlerweile, so seine Frau Anchen, erweise sich die Lage außerhalb einer geschlossenen Ortschaft auch als Vorteil. Der Kunde habe so die Möglichkeit, die Produkte vor Ort auszuprobieren.
Ein durchaus wertvoller Service, denn das Angebot des gelernten Zweirad-Mechanikers umfasst nicht nur lautlose Fortbewegungsmittel, sondern auch Motorräder, Motorroller, Kettensägen und Rasenmäher. Müller verkauft und repariert - den Service und den direkten Kontakt zum Kunden nennt er als besonderes Plus. »Die Leute suchen das Gespräch«, hat er erfahren. »Und wenn sie etwas zur Reparatur bringen, wollen sie wissen, was in der Werkstatt passiert.«
Die so erreichte Transparenz schafft Vertrauen - und sorgt für einen langen Arbeitstag. Immer mehr Kunden haben das vergleichsweise neue Geschäft entdeckt, kommen, um zu kaufen, sich zu informieren oder um fachzusimpeln. Die Stufe, die Müller erreicht hat, ist für ein Fachgeschäft überlebensnotwendig. Anchen Müller: »Wenn die Leute erst einmal bei uns sind, dann merken sie, dass wir gar nicht so teuer sind, wie sie geglaubt haben.«
Der Firmen-Chef räumt ein, in der Startphase manch schlaflose Nacht gehabt zu haben. Angesichts der mittlerweile großen Nachfrage schmiedet er jedoch schon weitere Zukunftspläne. Um das Zweirad-Angebot erheblich ausweiten zu können, plant er, im kommenden Jahr neue Räume anzumieten. Und der 38-Jährige hat vor, einen Ausbildungsplatz zu schaffen. Die eigenen Erfahrungen mit der Arbeitslosigkeit mögen ihn da zusätzlich sensibilisiert haben. Stefan Müller: »Man muss der Jugend eine Chance geben. Das ist immer wichtig.«

Artikel vom 26.05.2005