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Lübbering baut
am Airbus A 380 mit

Spezialbohrer kommt aus Herzebrock-Clarholz

Von Stephan Rechlin
Herzebrock-Clarholz (WB). Die Mitarbeiter der Herzebrocker Werkzeugschmiede Lübbering verfolgten den Jungfernflug des Airbus A 380 mit besonderer Aufmerksamkeit. Sie haben zur Montage des größten jemals gebauten zivilen Flugzeuges der Welt beigetragen. Die Lübbering GmbH ermöglichte mit einem Spezialbohrer die Montage der Druckkalotte am Rumpf des A 380.

Der Rumpf eines Flugzeuges ist wie eine Druckkammer. Die konkav gefertigte Druckkalotte fängt den höheren Innendruck auf, sie ist das schwierigste Bauelement des gesamten Rumpfes. Der Außendruck zerrt am Flugzeug, die Kalotte muss fest genug installiert sein, um ihn auszuhalten. An diese sensible Stelle lässt die Airbus GmbH nur ausgewiesene Profis mit hundertprozentig zuverlässigen Werkzeugen.
Der Weg zum Großauftrag aus Toulouse führt über eine Kabeltrommel. Elektroinstallateur Johannes Lübbering störte es in den 1970er Jahren, wie auf den Baustellen im Kreis mit Elektrokabeln umgegangen wurde. Die Kabel wurden auf eine Stange gespießt, damit über eine Leiter gelegt und von dort aus abgerollt. Jeder neue Einsatzort war mit einem Umzug verbunden. Darum begann Johannes Lübbering 1974 in einem Werk in Herzebrock-Clarholz, Kabeltrommeln zu entwickeln. Heute ist die Johannes Lübbering Abrollsysteme GmbH europäischer Marktführer auf diesem Gebiet. Die Gründungsidee - Technik für anspruchsvolle Anwender - trug weit über die Kabeltrommel hinaus.
Beispiel Autoindustrie: Um an versteckte Getriebeschrauben zu kommen, brauchen Monteure Spezialwerkzeuge, wenn sie nicht den gesamten Motor auseinandernehmen wollen. Einen Schraubschlüssel mit leichter Neigung etwa, der zwischen Ölwanne, Lichtmaschine und Kabelgewirr hindurchpasst. Produzenten von Standardwerkzeug kapitulieren in solchen Fällen - Lübbering fängt dort an. VW und Opel etwa wagten es nicht, ihre legendären Kostensparprogramme auf die Werkzeuge aus Herzebrock-Clarholz auszudehnen: »Unsere Werkzeuge garantieren hundertprozentige Zuverlässigkeit an sensiblen Einsatzorten. Daran wird schon aus Haftungsgründen nicht gespart«, sagt Geschäftsführer Achim Lübbering.
Ein selbst konstruierter Teststand weist die Zuverlässigkeit verbindlich nach. Inzwischen setzen MTU bei Turbinen, Claas bei Trägerrahmen für Mähdrescher und der amerikanische Konzern Whirlpool bei der Montage von Kühlschränken auf Werkzeuge aus dem Hause Lübbering. Seit 1983 hat die Firma an der Industriestraße in Herzebrock-Clarholz ihren Stammsitz - in der Keimzelle von Miele. 2001 kam ein Fertigungsbetrieb an der Hans-Böckler-Straße hinzu. Lübbering beschäftigt 80 Mitarbeiter.
Der gute Ruf des mittelständischen Unternehmens drang bis zu Airbus nach Hamburg. 1993 durfte sich Lübbering an der Optimierung vorhandener Maschinen beteiligen. Die Montage des Nato-Hubschraubers NH 90 auf einem von der Firma Claas Fertigungstechnik entwickelten Knickarm-Roboter qualifizierte Lübbering für das Projekt A 380. Bis dahin hatte es noch kein Unternehmen fertig gebracht, kohlefaserver-stärkten Kunststoff in einem Arbeitsgang zu durchbohren, zu vernieten, abzudichten und den Abrissdorn abzusaugen.
Achim Lübbering: »Die damit befassten Mitarbeiter haben das gesamte Projekt begleitet, von der Konzeption über die Fertigung bis zur Montage. Das ist hochmotivierend und der Vorteil eines kleinen, flexiblen Betriebes.«

Artikel vom 26.05.2005