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Wenn Polstermöbel
in die Jahre kommen

Restaurierung in Mitleidenschaft gezogener Bezüge

Von Peter Bollig
Verl (WB). Nur auf die Verwaltung seines Unternehmens, auf die Betreuung und Akquise von Kunden will sich Heinz Hengstmann nicht beschränken. Ganz tatkräftig fasst der Chef der Verler Polsterfirma »Diwano« mit an, streift seinen Kittel über und gibt sich seinem Steckenpferd hin: der Restaurierung in Mitleidenschaft gezogener Lederbezüge.

Die Lederrestauration stand auch am Anfang der Firma »Diwano«, die Heinz Hengstmann 1988 in Rietberg gründete, damals noch unter dem Namen »Polster-Partner«. Der heute 52-Jährige war zuvor als Maschinenbaumeister in der Indus-trie tätig gewesen und wechselte auf der Suche nach einem Betätigungsfeld als Selbstständiger in die Möbelbranche. Ein Schritt, der sich für den Unternehmer offenkundig gelohnt hat.
Alleine fing er Ende der 80er Jahre an, heute beschäftigt er fünf fest angestellte Mitarbeiter und einige Aushilfskräfte. Somit wurde der Firmenstandort in Rietberg schnell zu klein. Hengstmann zog mit seinem »Polster-Partner« schon 1990 nach Wiedenbrück, und als die Betriebsräume auch dort nicht mehr ausreichten, baute Hengstmann in Verl 2000 sein eigenes Unternehmensgebäude samt Ausstellungsräumen. Mit dem Umzug nach Verl legte sich der »Polster-Partner« auch seinen heutigen Namen »Diwano« zu - »eine Anlehnung an das Wort Diwan«, so Heinz Hengstmann, dem heute weniger geläufigen Begriff für ein Liegesofa.
Schon bald nach der Firmengründung hatte der 52-Jährige erkannt, dass es bei der Restauration von Lederbezügen gebrauchter Sitzmöbel ohne zusätzliche Polsterarbeiten nicht geht. Denn nur den Bezug zu erneuern mache wenig Sinn, wenn auch die Polster verbraucht seien, betont der Unternehmer. Und so erweiterte Hengstmann das Geschäftsfeld seiner Firma, stellte Polsterer und Raumausstatter ein, die nunmehr Sitzmöbel komplett restaurieren, nicht nur Lederbezüge erneuern, sondern Textilbezüge von zahlreichen Herstellern in jeder Stilrichtung anbieten, mit denen sie alte Möbel auf Vordermann bringen. »Sei es, weil die alten Bezüge verbraucht oder Flecken darauf sind - oder weil die Bezüge nicht mehr zur übrigen Einrichtung passen«, sagt Hengstmann, der darüber hinaus auch eine kleine Auswahl eigener neuer Sitzmöbel anbietet.
Seine Kunden sind vor allem Endverbraucher, für die sich stets die Frage stellt: »Lohnt es sich, Sessel oder Sofa restaurieren zu lassen?« »Der Anschaffungspreis ist dafür nicht entscheidend«, meint Hengstmann. Denn auch günstig eingekaufte Möbel seien oft so hochwertig, dass sich eine Restaurierung oder ein neuer Bezug lohnen könne. Dagegen seien gelegentlich selbst teure Markenprodukte von eher geringer Qualität, so dass sich eine Aufarbeitung kaum rentiere. Andere Möbelstücke lohnten den Aufwand und die Kosten einer Restaurierung schon deswegen, »weil sie Liebhaberstücke sind«, sagt Heinz Hengstmann und deutet auf einen Lounge Chair des Designers Charles Eames, der bei »Diwano« mit neuen Lederbezügen ausgestattet wird.
»Diwano«-Chef Hengstmann sieht sein Unternehmen gut aufgestellt, sieht sich als Marktführer in der Region. Seine Kunden kommen aus ganz Nord-rhein-Westfalen und dem südlichen Niedersachsen. Neben dem Firmensitz in Verl unterhält »Diwano« Büros in Bornheim bei Bonn und im Emsland. Besonders für die Lederaufarbeitung betont der Gründer und Eigentümer die Kompetenz seiner Firma und verweist auf ein eigens entwickeltes Färbeverfahren, das auf jede Lederart besonders eingehe.
»Diwano« macht dabei vieles möglich, selbst eine Erneuerung nur einzelner Teile eines Lederbezuges - »ohne dass man den Unterschied zwischen altem und neuem Leder sieht«, sagt Hengstmann.
Und auch Spezialanfertigungen verlassen die Werkstatt, die neben den privaten Kunden auch Inneneinrichter und Möbelhäuser beliefert oder andere Unternehmen, die die »Diwano«-Anfertigungen für ihre Geschäftsräume benötigen. So gehört auch der Sportartikelhersteller Puma zu den Kunden der Firma.
Die allgemein schwache Wirtschaftslage ist allerdings auch bei dem Verler Unternehmen spürbar. »Die Leute halten ihr Geld fest«, sagt Hengstmann. Der Umsatz stagniere derzeit. An Wachstum glaubt er für die nahe Zukunft nicht: »Wir müssen froh sein wenn es bleibt, wie es gerade ist.«
www.diwano.de

Artikel vom 26.05.2005