24.05.2005 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

»Kraft und Qualität
sprechen für sich«

Kunstwerke der Sammlung Wolfgang Bonk in Lydda

Bethel (uj). Von wegen Anstaltskunst. Dass dieser Begriff nicht trifft, dokumentiert erneut und doch auf spezielle Weise eine Ausstellung im Künstlerhaus Lydda. Zu sehen ist eine Sammlung von Kunst aus Bethel, die Wolfgang Bonk in den vergangenen zehn Jahren zusammengetragen hat. »Gesammelt in Lydda« stellt zugleich ein Stück Ausstellungsgeschichte der Galerie dar.

»Ich selbst bin leider nicht kreativ. Um so mehr bin ich von Leuten fasziniert, die etwas gestalten können«, begründet der Bielefelder seine Affinität zur Kunst. Vor 15 Jahren begann er, angeregt durch russische Freunde, Kunst aus Osteuropa und Russland zu sammeln. Dann entdeckte Bonk -Ê durch Zufall, wie er sagt -Ê die Galerie im Künstlerhaus Lydda in Bethel. Seither hat er mehr als 80 Werke dort erstanden. 60 davon sind jetzt in die Ausstellungsräume der Galerie zurückgekehrt. Für Willi Kemper, den langjährigen Leiter des Künstlerhauses, eine faszinierende Angelegenheit: »Es ist wie ein Rückblick auf meine eigene Arbeit hier«, sagt er. Und mancher Kunstschaffende, der bereits verstorben ist, wird auf diese Weise wieder lebendig und gegenwärtig. Irmgard Koch etwa oder Adolf Spreine, dessen Wachskreidearbeiten schon zu Lebzeiten des Künstlers stark nachgefragt waren. »Es gibt quasi keine Werke mehr von ihm. Wolfgang Bonk dagegen hat mit dem ihm eigenen Gespür für Qualität einen ganz besonderen Spreine in seiner Sammlung«, sagt Willi Kemper. Das gilt auch für Edith Zagefka und ihre unverwechselbaren, fast naiv erscheinenden Filzstiftzeichnungen.
Doch auch unter den lebenden Künstlern, deren Werke sich zahlreich in der Sammlung Bonk befinden, gibt es Namen wie etwa Antje Brunschön, Isabel Schnittker oder Konrad Giebeler, die immer wieder in künstlerischen Zusammenhängen auftauchen und deren Kunst zweifelsfrei anerkannt ist.
»Diese Ausstellung zeigt auch, wie sehr sich die künstlerische Welt und ihre Ausdrucksformen im Bereich einer so genannten Anstalt wie Bethel verändert haben. Die Künstlerinnen und Künstler haben ihre Spuren gefunden, haben ihre Ausdrucksformen entwickelt und bringen sie zum Klingen. Die Arbeiten sind elementar und eigenwillig. Der Druck, ästhetischen Erwartungshaltungen gerecht zu werden, ist nicht vorhanden. Und trotzdem sind alle Werke Kunst: eigenständig und überzeugend. Losgelöst von aktuellen Bezügen und Ausstellungsthemen, stehen die Werke noch selbständiger da. Sie zeigen ihre ganze Kraft und Qualität, sie sprechen für sich«, würdigt Willi Kemper die Arbeiten.
Auch Wolfgang Bonk ist immer wieder überrascht von der Kreativität und Qualität der Arbeiten. »Bei jeder Ausstellung finde ich Werke, die mich spontan ansprechen. Dann kann ich schwer widerstehen und möchte sie erwerben«, erklärt der Sammler, wie es zu seiner Sammlung kam.
Die Ausstellung läuft bis zum 25. Juni im Künstlerhaus Lydda, Maraweg 15, und kann mittwochs bis samstags von 15 bis 18 Uhr besucht werden.

Artikel vom 24.05.2005