19.05.2005 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Die alten Aufreger
sind zahm geworden

Cannes: Nur Robert Rodriguez ist risikofreudig


Cannes (dpa). Ein bisschen zahm sind sie geworden, die großen Autorenfilmer wie Lars von Trier, David Cronenberg oder Jim Jarmusch. Die Herren zwischen Ende 40 und Anfang 60 haben in Cannes immer wieder mit verstörenden oder extrem eigenwilligen Filmen die Meinungen gespalten. Diesmal präsentieren sie sich ohne Skandal, ohne Provokation mit handwerklich perfekten, intellektuell reifen Werken. Davon profitiert das Niveau, aber es fehlt am Ende der meisten Vorstellungen die Leidenschaft der jubelnden »Bravos« und beleidigenden »Buhs«.
Nahe am Mainstream ist das, was nicht bedeutet, dass die Produktionen Massenware sind, sondern dass sie sich ästhetisch und inhaltlich einem breiteren Publikum öffnen. Lars von Triers (49) starker »Manderlay«, stürzt jedoch nicht mehr in die leidenschaftlichen Extreme seines Palmen-Gewinners »Dancer In The Dark«.
Der Kanadier Cronenberg (62) kann zu den Favoriten für die Goldene Palme gezählt werden, die am Samstagabend vergeben wird. Er ist einen weiten Weg gegangen bis zu »A History of Violence«. Horror und Angst seiner früheren Film wie »Spider« oder »Crash« lauern jetzt eher im Hintergrund. Die »Geschichte der Gewalt« ist als Familiendrama im eleganten Geradeaus-Stil eines klassischen Westerns erzählt.
Auf der risikofreudigen und innovativen Seite steht bisher nur der junge Texaner Robert Rodriguez mit »Sin City«. Der 36-jährige Regisseur hat das Licht-und-Schatten-Spiel der düsteren Comic-Erzählungen von Frank Miller in aufregend knusprigen Schwarz- Weiß-Bildern umgesetzt. Miller ist als zweiter Regisseur dabei.

Artikel vom 19.05.2005