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»Die Kritik ist
beschämend«

Ackermann verteidigt Jobabbau

Frankfurt (dpa). Die Deutsche Bank steht trotz anhaltender Kritik zum Abbau tausender Stellen zur Steigerung ihres Gewinns. Die Vorwürfe gegen die Bank in der derzeitigen Kapitalismus-Debatte seien »beschämend«, sagte Vorstandssprecher Josef Ackermann gestern auf der Hauptversammlung der Deutschen Bank in Frankfurt.

»Wir wollen uns aus Deutschland heraus als eine der Top-Banken der Welt etablieren.« Dazu werden trotz Milliardengewinnen weltweit 6400 Stellen gestrichen. Gegen den geplanten Abbau von netto 1920 Stellen in Deutschland protestierten 150 Mitarbeiter der Bank vor der Frankfurter Festhalle. Aktionärsvertreter rügten die Kommunikation in der Arbeitsplatzfrage, lobten aber zugleich die guten Zahlen des größten deutschen Geldhauses.
Ackermann versicherte vor 5200 Aktionären: »Weder mir noch meinen Kollegen im Vorstand fällt es leicht, Stellenkürzungen vorzunehmen.« Doch es gebe keine Alternative: »Wir können es uns nicht leisten, erst dann zu handeln, wenn wir rote Zahlen schreiben.« Ackermann betonte: »Es geht uns nicht um kurzfristige Gewinnmaximierung.« Er wehrte sich gegen Kritik von SPD-Chef Franz Müntefering an mangelnder Ethik profitorientierter Unternehmer: »Niemand - zumindest niemand, den ich kenne - will einen ÝKapitalismus purÜ und schon gar keinen ÝRaubtier-KapitalismusÜ.« International orientierte Unternehmen wie die Deutsche Bank müssten jedoch vorausschauend handeln.
Für die Zukunft setzt der deutsche Branchenprimus vor allem auf organisches Wachstum. Im ersten Quartal 2005 hatte die Bank ihren Gewinn überraschend deutlich um 17 Prozent auf 1,1 Milliarden Euro gesteigert. »Wir haben uns vorgenommen, in erster Linie aus eigener Kraft zu wachsen«, sagte Ackermann. Zukäufe etwa in Asien oder Südeuropa schloss er nicht aus. Ackermann will bis Ende 2005 die Eigenkapitalrendite der Bank vor Steuern und Restrukturierungsaufwand auf 25 (2004: 16) Prozent steigern. Das Geschäft mit spekulativen Hedge-Fonds, die den Vorstand der Deutschen Börse gestürzt hatten, verteidigte Ackermann als »außerordentlich attraktiv und profitabel«.
Auch Aufsichtsratschef Rolf Breuer stellte sich erneut hinter den Stellenabbau zu Gunsten einer höheren Rendite. Der internationale Wettbewerb zwinge die Bank zu mehr Effizienz. »Andernfalls besteht das Risiko, in den heutigen, globalen Märkten schnell zur Aufgabe der Selbstständigkeit gezwungen zu werden«, warnte Breuer.

Artikel vom 19.05.2005