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Moderne Architektur -
eindrucksvolle Fronten

Gebäudehüllen der Bielefelder Schüco International KG

Von Bernhard Hertlein
Bielefeld (WB). Die Architektur des ausgehenden 20. und des 21. Jahrhunderts ist funktional und zur gleichen Zeit repräsentativ. Der Bauherr teilt sich in seinem Gebäude mit. Dabei legt er in einer Zeit, in der Kommunikation fast schon das A und O des geschäftlichen und privaten Erfolgs ist, besonderen Wert auf Offenheit. Große gläserne Fronten geben -Êscheinbar oder wirklich -ÊEinsicht in das Gebäudeinnere und das, was sich dort abspielt. Die Hüllen für diese Gebäude liefert die Bielefelder Schüco International KG.

Die Nähe zur modernen Architektur hat den persönlich haftenden Gesellschafter und Vorsitzenden der Schüco-Geschäftsführung, Dirk U. Hindrichs, sowie den technischen Vorstand des Unternehmens, Dr. Winfried Heusler, veranlasst, das Thema »Fassaden« einmal grundsätzlich zu erörtern. Herausgekommen ist ein voluminöser Band von 382 Seiten, auf denen Hunderte von Bauprojekten der jüngsten Zeit auf Fotos gezeigt und ihre Konstruktion sowie die angestrebte Funktion in kurzen Texten erörtert werden.
Vom Wasser aus betrachtet erweckt das Deichtor-Bürogebäude in Hamburg den Eindruck eines »in sich ruhenden rechteckigen Speichergebäudes«. Doch stellt sich der Betrachter an eine Hauswandspitze, glaubt er vor einem riesigen Schiff zu stehen, das sich in diesem Augenblick in Bewegung setzt. Die Doppelkonstruktion der Fassade erweckt nicht nur den Eindruck von Tiefe, sondern sorgt auch für eine sparsame Energiebilanz. Kommentar des Architekten Hadi Teherani (BRT, Hamburg): »Wir sind daran interessiert, die Schönheit von Gebäuden zu steigern, indem wir sie ökologisch und konstruktiv effizienter gestalten.«
Gebäude, an denen Frank O. Gehry als Architekt mitgewirkt hat, zeichnen sich dadurch aus, dass sie die rechteckige Form verlassen. Türme stehen scheinbar schief, runde Formen bilden sich zu Wellen aus. Das erst jetzt eröffnete »MARTa«Êin Herford konnte naturgemäß noch nicht Eingang in Hindrichs Werk finden. Zu sehen sind stattdessen beispielsweise der »Neue Zollhof«Êin Düsseldorf und ds Zentrum für Innovation in Bad Oeynhausen.
Besondere städtebauliche Herausforderungen stellen sich dann, wenn moderne Gebäude im Umfeld denkmalgeschützer Häuser entstehen. Ein Beispiel ist die Bank Rozwoju Eksportu im polnischen Bydgoszcz. Am Flussufer entstanden hier in unmittelbarer Nähe zu historischen Kirchen zwei tonnenförmige Gebäude. Die Keramik des einen greift dabei die Fassadenfarbe der Umgebung auf. Dagegen zeigt sich der vollverglaste Zwillingsteil vollkommen offen.
Dies erzeugt gerade bei Nacht und durch die Spiegelung im Fluss reizvolle Einblicke. Ebenfalls gelungen ist das neue Eingangsgebäude zum Auswärtigen Amt in Berlin. Dirk U. Hindrichs beschreibt den kubischen Bau als »repräsentativ, selbstbewusst und gleichzeitig sehr offen«. Eindrucksvoll ist das begehbare Lichtdacht über der Eingangshalle.
Der »Zürich Tower«Êin der niederländischen Hauptstadt Den Haag kombiniert ganz unterschiedliche Gebäudestile. Zusammengehalten werden Speicherhaus und der im Art-Deco-Stil errichtete benachbarte Turm durch das einheitliche Rotbraun der Fassade und die Anordnung der Fenster.
Die archtektonische Reise führt nicht nur in die Metropolen dieser Welt, sondern in einem Fall sogar bis auf 3571 Meter Höhe zur Bergstation auf dem Schweizer Jungfraujoch. Gerade in dieser unwirtlichen Umgebung mit großen Temperaturschwankungen zahlt sich modernste, ein angenehmes Innenklima schützene Schüco-Technik aus.
Für den Ostwestfalen eine besondere Freude ist es dabei, dass sich unter den unzähligen Höhepunkten auch einige Gebäude in Ostwestfalen-Lippe befinden. Neben dem schon erwähnten Innovationszentrum in Bad Oeynhausen findet sich etwa das Karstadt-Warenhaus in Gütersloh, das Büro- und Wohnhaus des Bielefelders Hans-Hermann Seydel und die Zentralverwaltung der Lippischen Landesbrandversicherungsanstalt in Detmold.
Den größten Teil des Buchs nehmen naturgemäß Büro- und Verwaltungsbauten ein. Daneben finden sich aber auch Hotels, Gewerbe- und Industriebauten, Kultur- und Freizeitgebäude, Einkaufszentren und Flughafengebäude.
Von Alvar Aalto stammt der Satz, der von Hindrichs zitiert wird: »Im Leben des Menschen spielen sich Tragödien und Komödien ab, die Architektur ist nur die Begleitmusik dazu.« Tatsächlich aber gewinnt auch ein gutes Drama noch durch eine exzellente Bühne. Möglich wird diese im realen Leben dort, wo moderne Architektur und Gebäudetechnik Hand in Hand arbeiten.

Artikel vom 26.05.2005