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Bis hierher hat Gott sie gebracht

Bielefelderin Helene Heidbreder feierte ihren 108. Geburtstag


Von Matthias Meyer zur Heyde
Bielefeld (WB). Vormittags die »Offiziellen«, nachmittags die Familie - die Schar der Gratulanten, die Helene Heidbreder gestern zum 108. Geburtstag alles Gute wünschten, riss nicht ab. Die resolute Dame aus Bielefeld-Schildesche, die seit 24 Jahren im Wohnstift Salzburg im Stadtteil Stieghorst lebt, nahm den Trubel recht gelassen hin.
Oberbürgermeister Eberhard David überbrachte die besten Wünsche der Stadt und überraschte das Geburtstags-»Kind« mit einem Blumenstrauß. »Der Clubraum, in dem wir auf die Gesundheit angestoßen haben, ist ein Blütenmeer«, schwärmt Helene Heidbreder. Gerührt war sie, als ein Blechbläser-Quartett ihr geliebtes Lied »Bis hierher hat mich Gott gebracht« intonierte. »Das war wunderschön.« Genau wie die kleine Andacht ihr zu Ehren.
Nach kurzer Ruhephase kam dann die Familie zu ihrem Recht: Helene Heidbreders Sohn (ein zweiter ist mittlerweile verstorben), vier Enkel und vier Urenkel und die übrige Verwandtschaft wollten mit der rüstigen Jubilarin feiern. »Ich harmoniere mit allen«, sagt Helene Heidbreder stolz.
Vier politische Systeme hat die 108-Jährige kommen, drei wieder gehen sehen - Monarchie und Weimar, NS-Diktatur und die Republik. »Ich weiß noch, dass ich als Zehnjährige an der Rathausstraße stand, als Kaiser Wilhelm II. zu Besuch in Bielefeld weilte. Er ist direkt vor meiner Nase in einer Kutsche vorbeigefahren.«
Dass Helene Heidbreder, geb. Heibrok, überhaupt so viele Jahre erleben durfte, war nicht abzusehen: »Wegen eines Lungenleidens hat meine Mutter immer gesagt: Das Kind wird nicht alt«, erzählt die 108-Jährige schmunzelnd. Mit ihrem Mann (gestorben 1961) führte sie ein Lebensmittelgeschäft und entdeckte spät ihre unbändige Reiselust. Wenn sie an Italien denkt, gerät Helene Heidbreder noch heute, Jahrzehnte später, ins Schwärmen . . .

Artikel vom 20.05.2005