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»Pfingstmontag muss ein Feiertag bleiben«

Unternehmer Ferdinand Klingenthal will die Arbeitszeiten auf anderen Wegen verlängern

Paderborn (WB). »Wir müssen mehr arbeiten - aber nicht am Pfingstmontag.« Ferdinand Klingenthal (Paderborn) lehnt die am Wochenende erhobene Forderung nach Abschaffung des Feiertags ab.
Ferdinand Klingenthal beschäftigt 1700 Mitarbeiter

Der Vorsitzende der Diözesangruppe Paderborn im Bund katholischer Unternehmer bezeichnete es gestern als unumgänglich, dass die Zahl der Arbeitsstunden ohne zusätzliche Kostensteigerung für die Unternehmer erhöht wird. Dafür gebe es viele Möglichkeiten: weniger Urlaub, längere Wochenarbeitszeiten, einen breiten Niedriglohnsektor, weniger Schwarzarbeit . . . Der Pfingstmontag müsse jedoch ebenso tabu bleiben wie der Tag der Deutschen Einheit, sagte der geschäftsführende Gesellschafter der 1700 Mitarbeiter beschäftigenden Einzelhandelsgruppe Klingenthal.
»Der Kern unseres wirtschaftlichen Niedergangs in Deutschland und der damit auch verbundenen Krise der staatlichen Transferleistungen liegt in einer falschen Wertehierarchie, die wir seit 1968 verfolgen«, schreibt Klingenthal. »Endlich, ganz langsam beginnt eine öffentliche Diskussion über Werte, die neuerdings auch noch Nahrung erhält durch die Einsicht, dass wir uns in der westlichen Welt tiefgründiger als bisher mit anderen Kulturkreisen beschäftigen und auseinandersetzen müssen.«
In dieser Phase wäre es sehr unklug, am Pfingstmontag etwas zu ändern. Vielleicht sei es der Weg mit den geringsten Widerständen. »Aber wir Unternehmer sollten wissen, dass dieser Weg nur selten der richtige ist«, so Klingenthal. Es stimme optimistisch, dass »die eigentlichen Verhinderer notwendiger Veränderungen, nicht die Bürger selbst, sondern die Funktionäre in Parteien, Parlamenten, weltlichen und kirchlichen Organisationen, Unternehmen etc. sind. Die Menschen, also die Basis, tragen Veränderungen mit, sofern diese fair sind und von glaubwürdigen Persönlichkeiten vorgelebt und getragen werden.« Es brauche Mut, dort anzusetzen, wo es mit Weitsicht richtig sei.

Artikel vom 19.05.2005