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Der Papst macht reich

Geldstücke aus Vatikan 50 Prozent teurer geworden

Von Dietmar Kemper und
Carsten Borgmeier (Foto)
Bielefeld/Paderborn (WB). »Innerhalb weniger Minuten« hatte Udo Helmig aus Bielefeld die drei Sätze verkauft. Die letzten Münzen mit dem Konterfei von Johannes Paul II. sind begehrt und entwickeln sich zur lukrativen Geldanlage.

Am 28. April brachte der Vatikan 85 000 Sätze mit Münzen von 1 Cent bis 2 Euro in Stempelglanz und 16 000 Sätze in polierter Platte heraus. Trotz des Ausgabepreises von 35 Euro seien die Sätze unmittelbar danach »auf dem Petersplatz schon für 330 Euro gehandelt« worden, weiß Udo Helmig. Auch ältere Vatikanmünzen hätten in der Amtszeit von Johannes Paul II. schwunghaft an Wert zugelegt. Helmig (45) sagte gestern dieser Zeitung: »Durch die Euro-Einführung sind Sammler auf den Vatikan aufmerksam geworden. Seitdem sind dessen Münzen geradezu explodiert, weil die Auflagen von 60 000 bis 85 000 Stück gering sind und Osteuropa wegen der Verbundenheit zum polnischen Papst viele Münzen gekauft hat.«
Seit dem Tod des Pontifex am 2. April sind die Preise für frühere Vatikan-Euros um 50 Prozent nach oben geschnellt. »Die Nachfrage ist groß«, bestätigt Münz- und Briefmarkenhändler Udo Witte (38) aus Paderborn und ergänzt: »Vor allem diejenigen Münzen sind von großem Interesse, auf denen Johannes Paul II. groß abgebildet ist.« In katholischen Regionen habe die Nachfrage deutlich angezogen. Sie richte sich auch auf Sondermünzen wie das 10-Euro-Stück in Silber, das den Papst beim Weltfriedenstag 2002 in Assisi zeigt. Noch seltener als die Sondermünzen in Silber (5- und 10-Euro-Nominale) mit einer Auflage von 10 000 bis 13 000 sind diejenigen aus Gold (20- und 50-Euro-Nominale): Der Wert der Exemplare in einer Auflage von 2800 Stück liegt inzwischen bei mindestens 1400 Euro.
Das Jahr 2005 hält für Münzsammler noch einen Schatz bereit: Seit Jahrhunderten wird nach dem Tod eines Papstes eine Münze mit dem Wappen des Kardinalkämmerers geprägt. Bis weißer Rauch aufsteigt, führt der kommissarisch die Amtsgeschäfte des katholischen Kirchenoberhauptes. Die letzte dieser so genannten Sedisvakanz-Münzen kam 1978 heraus und ist heute viel Geld wert. Wann das Pendant 2005 erscheint, steht noch nicht fest. Vormerken sollten sich Sammler außerdem den April nächsten Jahres, wenn der Zwergstaat die neuen Kursmünzen mit dem Bild des deutschen Papstes Benedikt XVI. herausgibt.

Artikel vom 19.05.2005