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Demokraten gehen wählen

Sonntag in NRW »kleine Bundestagswahl« mit großer Wirkung

Von Reinhard Brockmann
Bielefeld (WB). »Demokraten wählen!« Mit Aufrufen zu einer möglichst hohen Wahlbeteiligung am Sonntag haben die Parteien das seit Jahren offenste Rennen um NRW beendet.
Sensation so oder so: Entweder die Union bricht den Trend oder Rot-Grün bleibt doch weiter im Amt.
Unzufriedenheit und Ärger dürften nicht dazu führen, dass die Bürger auf ihr Wahlrecht verzichten, heißt es einer Erklärung der der drei Evangelischen Landeskirchen, darunter Präses Alfred Buß, Bielefeld. »Wer nicht wählt, verzichtet nicht nur auf sein Recht auf Kritik, sondern auch auf die Möglichkeit der politischen Mitgestaltung«, heißt es weiter.
Der »kleinen Bundestagswahl« messen Experten großen Einfluss auf den Kurs Deutschlands bei:- Die CDU hat Chancen, nach 39 Jahren wieder den Ministerpräsidenten zu stellen. - Der beliebte SPD-Ministerpräsident Peer Steinbrück hat im Schlussspurt bei Sympathiewerten noch zugelegt, erreicht aber nicht das Niveau der Vorgänger Wolfgang Clement und Johannes Rau.- Ein CDU-Sieg in NRW brächte der Bundesvorsitzenden Angela Merkel die Kanzlerkandidatur. Der Publizist Herbert Kremp: »Sie könnte zur mächtigsten Frau im deutschsprachigen Raum aufsteigen seit Kaiserin Maria Theresia.«- Ein SPD-Sieg würde die Reform-Politik von Bundeskanzler Gerhard Schröder stabilisieren, eine Niederlage ihn mindestens seinen Wirtschaftsminister kosten.- Sollte die neue Linksaprtei WASG mehr als einen Prozentpunkt holen, müsste die SPD zurück ins altlinke Lager.
Forsa-Chef Manfred Güllner sieht nur noch geringe Chancen für die SPD. Es sei enorm schwer, den schwarz-gelben Vorsprung von sieben Punkten noch wettzumachen. Dennoch will er »eine Sensation« nicht ausschließen. Insgesamt bewerben sich 15 Parteien um 13,3 Millionen Stimmen.
Vor fünf Jahren hatte die SPD 42,8 Prozent erreicht, die CDU kam auf 37,0 Prozent. Die FDP wurde drittstärkste Kraft (9,8) vor den Grünen (7,1). Die Wahlbeteiligung sank auf 56,7 Prozent.
Einen »politischen Fieberzustand« misst Politologe Uwe Andersen nicht. Sogar sinkende Beteiligung sei möglich. »Insbesondere sozial benachteiligte Menschen klinken sich aus - und gehen deshalb auch nicht wählen«, sagte der Professor. Diese Gruppe werde ebenso größer wie die Menge enttäuschter Stammwähler der Volksparteien. Mit diesem Problem habe vor allem die SPD zu kämpfen. Seite 4: Leitartikel

Artikel vom 21.05.2005