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Schule Deppendorf: Abriss genehmigt

Bürger protestieren heute beim OB - Amt für Denkmalschutz zeigt sich »überrascht«

Von Gerhard Hülsegge (Text)
und Bernhard Pierel (Fotos)
Bielefeld (WB). Der alten Dorfschule Deppendorf droht der Abriss. Obwohl das Denkmalamt noch keine Stellungnahme abgegeben hat, erteilte die Stadt Bielefeld gestern Mittag die Erlaubnis zum Abbruch des Backsteingebäudes von 1894. Die Bürger sind erbost und protestieren.

Das Haus im Zentrum von Niederdornberg-Deppendorf befindet sich im Besitz der Bielefelder Gemeinnützigen Wohnungsgesellschaft (BGW). Eine Bürgerinitiative hat 350 Unterschriften für den Erhalt gesammelt. Sie sollen heute Oberbürgermeister Eberhard David übergeben werden.
»Wir sind von unseren ortsansässigen Kommunalpolitikern sehr enttäuscht«, sagt Alfred Winkler. Kaum jemand habe sich in der Vergangenheit für das Gebäude eingesetzt Es war 2002 auf Initiative einzelner Bürger hin zumindest im Erdgeschoss renoviert worden. »Mit dem beabsichtigten Abriss zerstört man uns Bürgern einen Ort der Begegnung, der Kommunikation und Nachbarschaftspflege«, so die Protestler um Hausverwalterin Margot Schmiedeskamp aus Schröttinghausen und Deppendorf in ihrer Petition an den OB. Unter anderem trifft sich in einem ehemaligen Klassenzimmer der Schule auch heute noch mittwochs eine Tischtennis-Gruppe, die sich jetzt auch für den Erhalt der Schule stark macht.
»Der ist aber höchst unwirtschaftlich«, hält BGW-Geschäftsführer Norbert Müller dagegen. Mieter wie Käufer seien nicht in Sicht. Und auch ein Umbau zu Wohnzwecken scheitere an der Nachfrage. Deshalb favorisiert die BGW den Abriss, damit sie das Grundstück parzellenweise veräußern kann. Die Alternative: Die BGW errichtet selbst vier neue Häuser und verkauft sie schlüsselfertig.
Beide Pläne sind allerdings vorerst auf Eis gelegt. Man will das Urteil des Landskonservators abwarten. Verspricht BGW-Chef Müller: »Wir werden nicht in Aktionismus verfallen und morgen den Bagger bestellen.« Auch von der gestern erteilten Abbruch-Genehmigung seitens des Bauordnungsamtes werde man vorerst keinen Gebrauch machen. Es gilt der Satz über dem Schuleingang: »Nicht Kunst und Wissenschaft allein, Geduld will bei dem Werke sein«.
Beim Denkmalamt zeigte man sich von der Abrissgenehmigung völlig überrascht. Pressesprecher Markus Fischer: »Wir hoffen jetzt auf den guten Willen der Stadt Bielefeld, dass sie uns Gelegenheit gibt, das Objekt doch noch in Augenschein zu nehmen.« Einen Brief mit der Bitte um einen Ortstermin hatte die Stadt bereits erhalten Ñ er wurde bis dato allerdings nicht beantwortet.

Artikel vom 19.05.2005