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Politiker sprechen zweideutig


Von Dietmar Kemper
Bielefeld (WB). Wenn Politiker etwas »begrüßen«, meinen sie es oft gar nicht so. »Um Parteichef Müntefering zu schützen, erklären Genossen offiziell, sie befürworteten die Kapitalismus-Debatte, lassen dann aber durchblicken, dass ihnen die Diskussion ungelegen kommt«, sagte Ansgar Drücker gestern dieser Zeitung. Der Geschäftsführer der Naturfreundejugend Deutschlands (35 000 Mitglieder) in Remagen hat Gespräche von Kindern mit Politikern ausgewertet und die Ergebnisse in der Broschüre »Politikersprech« zusammengefasst.
Jugendliche ärgerten sich über Amtsdeutsch wie »im Rahmen meiner Möglichkeiten« und über Wörter wie »Agenda 2010« oder »Maßnahmen«. Mit ihnen lasse sich kein konkretes Bild verbinden. Redewendungen wie »umgehend« und »unverzüglich« dürften nicht wörtlich genommen werden, hat Drücker beobachtet: »Bis etwas passiert, vergehen meist Monate.« Die beliebte Formulierung »Studien belegen« zeuge von der weitverbreiteten Methode, sich der Wissenschaft zu bedienen.
Abkürzungen wie Hartz IV wiederum würden gewählt, um in Kurzinterviews in Radio und Fernsehen möglichst viel unterzubringen. Die Broschüre über Politikersprache kann für einen Euro unter der Telefonnummer 02228/94150 bestellt werden.

Artikel vom 19.05.2005