19.05.2005 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Zahl der Drogentoten gesunken

Suchtbericht der Bundesregierung: alarmierender Cannabis-Konsum

Berlin (Reuters/dpa). Die Zahl der Drogentoten sowie der jugendlichen Tabak- und Alkoholkonsumenten in Deutschland ist nach Angaben der Bundesregierung weiter zurückgegangen.
In der Drogen- und Suchtpolitik sind die Weichen richtig gestellt«, sagte die Drogenbeauftragte der Regierung, Marion Caspers-Merk, bei der Vorstellung des Drogen- und Suchtberichts gestern in Berlin. So habe sich im vergangenen Jahr mit 1385 Drogentoten der seit 2000 rückläufige Trend fortgesetzt und den seit 1989 niedrigsten Stand erreicht. 2003 waren in Deutschland noch 1477 Menschen an illegalen Drogen gestorben.
Alarmierend sei allerdings die europaweit zu beobachtende Zunahme des Cannabis-Konsums. Erfreuliche Rückgänge habe es bei der Zahl jugendlicher Raucher und beim Verbrauch so genannter Alcopops gegeben.
Es bleibe vorrangiges Ziel der Bundesregierung, das Rauchen weiter zurückzudrängen. »Die volkswirtschaftlichen Schäden des Rauchens sind deutlich höher als die Einnahmen, die der Staat aus der Tabaksteuer hat«, sagte die SPD-Politikerin zur Begründung.
Den weiteren Rückgang bei den Drogentoten führte Caspers-Merk auf die Präventionspolitik und die Angebote zum Ausstieg aus der Abhängigkeit zurück. Die Maßnahmen zeigten Wirkung. Die Zahl der von so genannten harten Drogen wie Heroin Abhängigen bezifferte Caspers-Merk auf 120 000 bis 140 000. Etwa 60 000 seien in einem Ausstiegsprogramm, womit Deutschland europaweit im oberen Drittel liege.
Sorge bereite ihr allerdings die Zunahme des Konsums von Cannabis-Produkten wie Haschisch und Marihuana. In der Altersgruppe der Zwölf- bis 15-Jährigen hätten bereits sieben Prozent Erfahrungen mit diesen Drogen gesammelt. Im Gegensatz zu früheren Cannabis-Produkten sei heute der Gehalt des Rausch-Wirkstoffs THC deutlich höher, warnte Caspers-Merk vor der Verharmlosung so genannter weicher Drogen. Der steigende Konsum von Cannabis bei jungen Menschen gebe auch deswegen Anlass zur Sorge, weil der Weg zur Abhängigkeit in der Regel über die noch immer verharmlosten Einstiegsdrogen führe.
Rückläufig sei dagegen die Raucherquote unter den Zwölf- bis 17-Jährigen, die auf 20 nach 28 Prozent im Jahr 2001 gefallen sei. »Rauchen wird zunehmend uncool«, sagte Caspers-Merk, die Parlamentarische Staatssekretärin im Gesundheitsministerium ist. Die Regierung werde in ihren Bemühungen nicht nachlassen, das Rauchen weiter zurückzudrängen. Dem diene auch das gestern vom Bundeskabinett verabschiedete Werbeverbot für Tabakprodukte. Täglich würden etwa 300 Menschen an den Folgen des Rauchens sterben. Jährlich seien es in Deutschland bis zu 120 000 Menschen, die den Folgen des Tabakkonsums zum Opfer fielen.
Mit geschätzten 19 Milliarden Euro lägen die volkswirtschaftlichen Schäden des Rauchens über den Einnahmen aus der Tabaksteuer, die im vorigen Jahr knapp 14 Milliarden Euro betragen hatten. Bei den volkswirtschaftlichen Schäden entfielen etwa zwei Drittel auf Arbeitsausfälle, ein Drittel auf die medizinische Behandlung. Nachweislich fehlten Nichtraucher deutlich seltener am Arbeitsplatz als Raucher.
Nach den beiden ersten von drei Stufen der Tabaksteuer-Erhöhung hätten jeweils fast acht Prozent das Rauchen aufgegeben. Der Präsident der Bundesärztekammer, Jörg-Dietrich Hoppe, sprach sich dafür aus, Tabak weiter zu verteuern, um vor allem Jugendliche vom Nikotin abzuhalten.
Wirkung gezeigt hat laut Caspers-Merk die 2004 eingeführte Sondersteuer auf Alcopops, die wegen ihren süßen Geschmacks bei Jugendlichen beliebt waren. Hätten vor Erhebung der Steuer noch 28 Prozent aller Zwölf- bis 17-Jährigen mindestens einmal im Monat die spirituosenhaltigen Alcopops getrunken, seien es jetzt nur noch 16 Prozent. Die jungen Leute seien auch nicht auf andere Alkoholika umgestiegen. Vielmehr sei der gesamte Alkoholverbrauch bei ihnen zurückgegangen.

Artikel vom 19.05.2005