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Lauern auf Ausrutscher
in der letzten Liga-Runde

Schalke, VfB, Hertha und Bremen drängen in die Champions League

Von Friedrich-Wilhelm Kröger
Bielefeld (WB). Ob es der FC Schalke 04 leicht haben wird an diesem finalen Bundesliga-Wochenende, lässt sich nicht mit letzter Sicherheit behaupten. Zumindest aber hat es die Mannschaft von Trainer Ralf Rangnick gut. Wer sich die Teilnahme an der Champions League aus eigener Kraft und dazu beim seit Monaten erfolglosen Tabellen-Letzten sichern kann, findet wenig Grund zur Beschwerde.

Alles, was die »Königsblauen« in den verbleibenden 90 Minuten noch zu leisten haben, ist doch: Nicht baden gehen in Baden. »Wir werden uns das nicht nehmen lassen«, verspricht Ralf Rangnick. Der Trainer ahnt, dass sich andernfalls das ganze Land über die Lachnummer der Liga beömmelt.
Die Millionen winken schon - wer die auf dem Rasen von Freiburg liegen lässt, ist selbst Schuld. Also kann nicht sein, was nicht sein darf. Schalke macht nicht schlapp. Und die 1:2-Niederlage gegen Borussia Dortmund, als die Gelsenkirchener mehr an Torhüter Roman Weidenfeller als an einer gesamten Mannschaft scheiterten, sollte die Stimmung allenfalls kurzzeitig belastet haben. »Wir haben ja nicht wie die Bratwürste gespielt«, meinte Manager Rudi Assauer über die verpasste Gelegenheit, schon am 33. Spieltag die Vizemeisterschaft einzutüten.
Allerdings hätten die Schalker Platz zwei gegen Position drei eintauschen müssen, wenn nicht der VfB Stuttgart dafür Sorge getragen hätte, den VfL Bochum etwas aufzuheitern. Die Schwaben sparten sich übertrieben geizig die Siegprämie im Ruhrstadion und stellten stattdessen mit ihrer 0:2-Pleite einen beklagenswerten Vereinsrekord auf. Das Team von Trainer Matthias Sammer unterlag auswärts bei allen drei Absteigern.
Kommt man mit sowas etwa in die Champions League? Möglich ist es. Um sich den zur Qualifikation berechtigenden dritten Tabellenrang zu erhalten, könnte es für den VfB allerdings erforderlich sein, den Deutschen Meister zu schlagen. Ein »Endspiel« gegen die Bayern - ob das gut geht? Schützenhilfe ihres alten Trainers Felix Magath haben die Stuttgarter nicht zu erwarten. »Mit dem VfB habe ich nichts mehr zu tun. Ich will auch dieses Spiel gewinnen«, erklärt Münchens Meistermacher. Und Präsident Franz Beckenbauer ist von seinem Team bis zum Schluss überzeugt: »Der VfB hat von allen die schwerste Aufgabe.«
Deshalb stellt der härteste Konkurrent den Stuttgartern keine allzu gute Prognose. »Ich glaube nicht, dass der VfB gewinnt«, meint Hertha-Trainer Falko Götz, dessen Mannschaft als dritter Anwärter ins Spiel kommt. Patzen Schalke und Stuttgart, könnten die Berliner im letzten Moment noch auf Platz zwei springen. Schwächelt zumindest einer der beiden, winkt wenigstens Rang drei. Vorausgesetzt: Die Männer um Marcelinho putzen zu Hause Hannover 96. Die Niedersachsen wollen ihrerseits jedoch in den UI-Cup und werden im Olympiastadion sicher nicht nur mit dem Olympischen Motto antreten, dass die Teilnahme wichtiger ist als der Sieg.
Wenn Hannover einer die Daumen drückt, dann Werder Bremen. Darüberhinaus interessiert sich der Deutsche Fußball-Meister von 2004 auch sehr für den Auftritt seines Nachfolgers in Stuttgart. Schützenhilfe des Nord-Bruders und des eigentlich in Bremen nicht besonders beliebten FC Bayern könnte auch Werder noch zu den sprudelnden Geldquellen führen. Sportdirektor Klaus Allofs setzt die Rivalen unter Druck: »Wir haben die Champions League nicht abgeschrieben. Ich sehe noch Möglichkeiten.« Um die im Bedarfsfall zu nutzen, muss Werder selbst allerdings den Betzenberg zu Kaiserslautern erklimmen.
Es könnte also noch einmal spannend werden, wenn die vier Bewerber Schalke (60 Punkte), Stuttgart (58), Berlin (57) und Bremen (56) um zwei Plätze in der Champions League streiten. Es ist der 34. Spieltag, zu korrigieren gibt es danach nichts mehr. Aber die Verlierer fallen einigermaßen weich. Die UEFA-Cup-Teilnahme hat jeder aus dem Quartett sicher.

Artikel vom 21.05.2005