Von Wolfgang Braun Paderborn (WB). Edgar Künsting musste schon früh lernen, »sich durchzubeißen«: Als Fünfjähriger hatte er seinen Vater verloren. Mit 22 machte er sich als Handelsvertreter selbständig. Seine Finanzdienstleistungs-Unternehmensgruppe »Wirtschaftsforum« mit Sitz an der Detmolder Straße in Paderborn wird in diesen Tagen als Aktiengesellschaft mit einem Stammkapital von zwei Millionen Euro zugelassen.
Mit jetzt 36 Jahren kann der heimatverbundene Paderborner auf eine recht ungewöhnliche Karriere zurückblicken. Nach der Mittleren Reife absolvierte er eine Tischlerlehre: »Der Beruf gefiel mir, denn man sah, was man machte. Auch empfinde ich Holz als einen sehr schönen Werkstoff.« Doch nach der handwerklichen Ausbildung reizte ihn eine kaufmännische Orientierung. Er hatte sich schon an einer Akademie in Köln für das Studienfach Betriebswirtschaft - Fachrichtung Möbelbau - eingeschrieben, da machte er sich kurz entschlossen als freier Handelsvertreter für einen großen deutschen Finanzdienstleister selbständig. Mit 26, als andere vielleicht am Examen bastelten, stellte er sich vollends auf eigene Beine. Grund: »Die bisher ausgeübte Tätigkeit entsprach immer weniger dem, was ich mir eigentlich vorgestellt habe.« Denn schließlich vertrauten sich Menschen oft mit ihrer gesamten wirtschaftlichen Basis Beratern an. Ein entsprechendes Verantwortungsbewusstsein und die dafür erforderliche ethische Einstellung sei nicht überall in der Branche anzutreffen, so habe er feststellen müssen. Ganz in Gegenteil: »Da werden auch Existenzen vernichtet.« Ein kontinuierliches Wachstum begann: 1996 hatte das »Wirtschaftsforum« sieben Mitarbeiter, jetzt sind es 27. Die Geschäftsfelder erstrecken sich auf das Makeln von Immobilien und Versicherungen, auf ein Investment-Center und einen weiteren Zweig, der sich mit Existenzgründungs- und Unternehmensberatung befasst. Als Mitarbeiter hat Künsting durchweg erfahrene Bank-, Versicherungs-, und Immobilienkaufleute oder Betriebswirte gewinnen können. Ganz besonders stolz ist er darauf, dass seine Unternehmensgruppe mit dem traditionsreichen Kölner Bankhaus Oppenheim, der größten Privatbank in Europa, im Investmentbereich als einziger Anlagenberater in OWL zusammenarbeitet. Stolz ist der junge Unternehmer auch darauf, dass er in Kürze in einer für OWL exklusiven Zusammenarbeit mit dem Münchner Campus-Institut eine Ausbildung zum Fachwirt Finanzberatung anbieten kann. Gemäß der Philosophie seines Hauses ist der Kunde für ihn nicht »Provisionslieferant« -Êdas »Wirtschaftsforum« will ihn lebensbegleitend und in der Produktwahl (bei Versicherungen oder Anlagemöglichkeiten) unabhängig, objektiv und auf die Voraussetzungen des individuellen Einzelfalls zugeschnitten beraten. Was Künsting mächtig wurmt: »In anderen europäischen Länder haben Finanzberater ein hohes gesellschaftliches Ansehen.« Dafür, dass das in Deutschland nicht der Fall ist, macht Künsting die »schwarzen Schafe« in der Branche verantwortlich. »Ich will mit meinen Kunden auch guten Gewissens mal ein Bier trinken können, wenn ich sie etwa auf dem Paderborner Frühlingsfest treffe.« Was ihn antreibt, ist nicht der rasche finanzielle Erfolg: »Ich will etwas aufbauen, das Bestand hat, was ich meinen Kindern, wenn ich welche haben werden, vererben kann.« Er, der es jeden Tagen mit zum Teil sehr großen Geldsummen zu tun hat, könnte sich trotz seines hart erarbeiteten Lebensstandards (»nach 13 Jahren habe ich in diesem Jahr zum ersten Mal Urlaub gemacht«) vorstellen, arm zu sein. Denn: »Wirklich reich zu sein, das bedeutet für mich, reich zu sein an Erfahrungen und persönlichen guten Beziehungen.« Früher stand er gerne als Halbmittelgewicht im Boxring, heute fährt er, wenn er Zeit dazu hat, mit seinem Porsche einen ganz heißen Reifen auf dem Nürburgring oder anderen Rennstrecken. Aber er ist kein Draufgänger. Sein Unternehmen soll »bodenständig bleiben, langsam und gesund wachsen«. Sein Führungsprinzip: die Stärken seiner Mitarbeiter beharrlich stärken. www.wirtschafts-forum.com
Drucken