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»O schaurig ist's im Moor«
Die Arbeit der Torfstecher wird im Museum Groß-Hesepe dokumentiert
»Das Moor, es ist so weit und breit, gar sumpfig, öd und leer. Des Abends spät im Nebelstreif ein Wanderer geht daher.« So fängt Maria Gerdes' Gedicht vom Grauen im Moor an. Nun -ĂŠabends und vor allem abseits der Wege hat man im Moor natürlich nichts zu suchen. Aber wer die Geheimnisse dieser Landschaft erkunden will, sollte das Moormuseum in Groß-Hesepe besuchen.
Dort lernt man zunächst die vom Grundwasser gespeisten Niedermoore und die vom Regenwasser abhängigen Hochmoore kennen. Anhand des Torfes kann man den früheren Bewuchs dieser Landschaft erkennen.
Schilf, Schachtelhalm und Erle sind typisch für das Niedermoor, denn sie brauchen nährstoffreiches Wasser. Wollgras, Heide und Torfmoos hingegen sind mit Regenwasser zufrieden und kommen im Hochmoor vor. Birken und Kiefern hingegen kommen in Übergangsmooren vor, die sowohl vom Grundwasser als auch durch Regen gespeist werden.
Die Entstehung der norddeutschen Moore, zu denen auch die typische Landschaft im Einzugsgebiet der Ems gehört, erfolgte seit der letzten Eiszeit. Auf der baumarmen Tundra wuchsen auf einmal Birken und Kiefern. Zwar war das Klima immer noch niederschlagsarm, doch der Meeresspiegel stieg, und die Entwässerung funktionierte immer schlechter, was zu einer Versumpfung der Region führte. Erst seit 500 Jahren aber wurde die Hochmoorbildung weiter klimatisch gefördert. Erhöht liegende Geestplatten wurden besiedelt, die Menschen der Region züchteten Schafe und stachen Torf.
Was es mit Stikker und Uplegger, Setzforke und Bunkspaten auf sich hat, das erfahren Museumsbesucher, wenn sie sich für die Arbeit der Torfgräber interessieren. Die Bauern gewannen den wertvollen Brennstoff früher durch mühselige Handarbeit. Heute hat Schwarztorf seine Bedeutung als Energiequelle verloren, aus ihm wird nur noch Aktivkohle für medizinische Zwecke gewonnen.
Eindrucksvoll sind die riesigen Maschinen, die im Museum in Groß-Hesepe gezeigt werden. Der weltgrößte Pflug, hergestellt von der Firma Ottomeyer, ist zu sehen, außerdem sind dort Torfbagger ausgestellt, eine Abbunkmaschine sowie ganze Züge, die im Torfabbau eingesetzt wurden.
Gruselig wird es beim Thema »Moorleichen«. 1700 Jahre alt sind die Reste des »Jungen von Kayhausen«, der mit ziemlicher Sicherheit ermordet wurde. Das Kind war wahrscheinlich nicht mal zehn Jahre alt, als es erstochen, gefesselt und im Moor versenkt wurde.
Angesichts solcher Funde ist es nicht verwunderlich, dass das Moor immer wieder zu gruseliger Dichtung anregte. So schrieb zum Beispiel Annette von Droste-Hülshoff: »O schaurig ist's, übers Moor zu gehn, wenn es wimmelt vom Heiderauche, sich wie Phantome die Dünste drehn und die Ranke häkelt am Strauche.« Thomas Albertsen

Artikel vom 21.05.2005