Stets am Puls des Theaters: Oberinspizient als »Arzt«
Michael Eichler übernimmt eine ungewohnte Rolle
Von Burgit Hörttrich Bielefeld (WB). Die Rolle ist stumm und handlungsarm, erfordert aber ein Kostüm mit Zylinder, Mantel, Gamaschen und Doktorkoffer. Und sie ist von Hugo von Hofmannsthal in der Richard Strauss-Oper »Arabella« auch aufgeführt: »Ein Arzt«. Die Rolle dieses Arztes zu übernehmen hat Michael Eichler (59) spontan zugesagt.
Dabei hätte er sowieso schon alle Hände voll zu tun, wenn »Arabella« in der Rudolf-Oetker-Halle über die Bühne geht; Premiere ist am 21. Mai, 19.30 Uhr. Michael Eichler ist Oberinspizient am Theater Bielefeld - in seiner inzwischen 25. Spielzeit. Und damit verantwortlich dafür, dass die Vorstellung reibungslos abläuft. Nach seiner Ausbildung am Gärtnerplatz-Theater in München war er am Stadttheater Ulm tätig, bevor er 1980 nach Bielefeld kam. Längst ist Michael Eichler ein leidenschaftlicher Bielefelder. Und ein leidenschaftlicher Oberinspizient. »Das ist mein Traumberuf,« sagt er. Voraussetzung: »Bedingungslose Liebe und Demut zum Theater.« Michael Eichler ist niemand, der heimlich vom großen Auftritt träumt. Regisseur Gregor Horres habe ihn gefragt, ob er den Part des Arztes in »Arabella« übernehmen wolle und weil er immer sehr gut mit Horres ausgekommen sei, habe er ihm das nicht abschlagen wollen. Eichler: »Ich trete auch erst im dritten Akt auf - kurz vor Schluss.« Völlig ohne Bühnenerfahrung ist Eichler nicht: Seine Auftritte als Bär in diversen Weihnachtsmärchen gelten als legendär und in »Kiss me, Kate« war er »Ralf, der Inspizient«: »Da habe ich mich gewissermaßen selbst gespielt.« Ausdrücklich betont er: »Ich bin kein Schauspieler, bin kein Sänger.« Draußen auf der Bühne zu stehen, dass sei für ihn »ungewohnt«. Für ihn als Oberinspizienten sei jede Vorstellung eine Premiere: »Ich versuche, in jeder Minute voll konzentriert zu sein.« Einmal habe er »geschlafen« und in der Oper »Rinaldo« den Vorhang zu früh geschlossen: »Als ich von Kollegen aufmerksam gemacht wurde, ging der Vorhang aber wieder hoch.«
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