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Der Vocalkreis Friedrichsdorf unter Leitung von Rainer Timmrmann bot seinen Zuhörern ein abwechslungsreiches, sehr lebendiges und buntes Musikprogramm.

Ein Stück Lebensfreude vermittelt

Vocalkreis Friedrichsdorf mit »Viva la musica« in der Johanniskirche

Von Jutta Albers
(Text und Fotos)
Quelle (WB). Ein gern gesehener Gast in der Queller Johanniskirche ist der Vocalkreis Friedrichsdorf, der am Pfingstmontag bereits zum siebten Mal hier seine bemerkenswerte musikalische Visitenkarte abgab.

Rainer Timmermann hatte mit seinem leistungsstarken, hoch motivierten 19-köpfigen Ensemble ein sehr abswechslungsreiches, lebendiges und buntes Programm vorbereitet und damit »ein Stück Lebensfreude« vermittelt, wie es Gemeindepfarrer Carsten Ledwa trefflich formulierte. »Viva la musica« - es lebe die Musik war das Motto dieses dreigeteilten Programms mit Vokal-und Instrumentalmusik vom 16. bis zum 20. Jahrhundert, das ganz stilvoll mit Renaissance-Madrigalen eröffnet wurde.
Es ist eine Kunstform, die wie keine andere Experimentierfeld für das Neue in der Musik war und gleichzeitig repräsentativ für die schöngeistige Geselligkeit der Renaissance. Ausgewählt hatte Timmermann dafür Sätze deutscher Komponisten wie Michael Praetorius, Hans Leo Hassler, Johannes Jeep, Paul Peuerl und Daniel Friderici, die in feinster a capella-Kultur geboten wurden.
Da vereinten sich schlank geführte Stimmen intonationsrein zu einem homogenen Klangbild, gute Artikulation wurde eingebracht, rhythmische Sicherheit zeigte sich in den souverän bewältigten Taktwechseln. Und die Bildhaftigkeit der Texte wurde eindrucksvoll verdeutlicht.
Auch in der Folge stand interpretatorische Qualität im stilistischen Konglomerat des Programms ganz oben. Joachim Timmermann fand für das fröhliche Menuett Gothique des französischen Orgelvirtuosen León Boellman stilsicher eine farbige und abwechsungsreiche Registratur. Mit den melodisch reizvollen anmutigen Variationen über »Air du Fat puni« von Francoise Devienne für zwei Querflöten demonstrierten Angelika Sommer und Lydia Goertzen ein harmonisches Zusammenspiel bei feiner Agogik und Phasierung.
Die große Überraschung als Instrumentalsolist war Stefan Kallmer, als Bassist im Vocalensemble präsent, der sich als Solist mit seiner Klarinette technisch, tonlich und gestalterisch auf Profiniveau bewegte mit zwei stimmungsvollen Charakterstücken der Klezmer-Musiker Michael Heitzler (Anastasia) und Oliver Truan ( OliÕs Freilach).
Beachtliche Virtuosität brachte auch Angelika Sommer mit dem viel bearbeiteten »Hummelflug«, dem bekanntesten Stück aus Rimski-Korsakoffs Oper »Zar Saltan«, in der Fassung für Querflöte und Klavier. ein. Ulrike Westenfelder war beiden eine adäquate mitgestaltende Klavierpartnerin, auch dem Chor lieferte sie in einigen Sätzen ein sicheres instrumentales Fundament.
Nach innig dargebotenen romantischen Abendliedern von Brahms und Rheinberger standen als letzter Komplex »Musikalische Späße« auf dem Programm, an denen nicht nur die Zuhörer ihre helle Freude hatten. Voller Engagement und hochmotiviert stellte der Vocalkreis mit Variationen über »Ein Männlein steht im Walde« von Wolfgang Elger fünf Stilepochen mit ihren Charakteristika vor, wobei der gelungene Spaß gleichzeitig eine große interpretatorische,glänzend gemeisterte Herausforderung war.
Temperament und Exaktheit waren gefordert bei dem für Chor eingerichteten Ungarischen Tanz von Johannes Brahms und einer witzig von A. Rosenstengel bearbeiteten Bourée von Leopold Mozart. Ein bunter italienischer Salat, den der Librettist und Operettenkomponist Richard Genée aus musikalischen Fachbegriffen zubereitet hat, war das begeistert beklatschte Finale dieses lebendigen Konzerts.
Pfarrer Ledwa bedankte sich bei den Beteiligten mit je einer gelben Rose, diese revanchierten sich mit einer Zugabe.

Artikel vom 19.05.2005