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Bärbel Höhn
Manipulation
vorgeworfen

Kritik an Nationalpark-Plänen

Von Christian Althoff
Paderborn (WB). NRW-Umweltministerin Bärbel Höhn (Grüne) versucht angeblich, den Nationalpark Eggegebirge-Senne »mit falschen Zahlen und unwahren Aussagen« durchzusetzen. Diesen Vorwurf hat gestern Prof. Dr. Andreas Schulte vom Lehrstuhl für Waldökologie, Forst- und Holzwirtschaft an der Universität Münster erhoben.
Professor Dr. Andreas Schulte bringt NRW-Umweltministerin Bärbel Höhn in arge Bedrängnis.

Der Wissenschaftler, der früher an der Uni Paderborn gelehrt hat, galt bis gestern in Höhns Ministerium als Experte: Erst 2002 hatte er im Auftrag der Ministerin eine Studie zur Bedeutung der Forst- und Holzwirtschaft in NRW erstellt und neben anderem ermittelt, dass die Branche mit 260 000 Mitarbeitern wichtigster Industriezweig des Landes ist.
Prof. Schulte bezeichnete sich gestern als Befürworter eines Nationalparkes, kritisierte aber, dass die Ministerin »offenbar aus ideologischen Gründen« keine Rücksicht auf die Belange der Holzwirtschaft nehme und ihr Ziel »mit falschen Zahlen« durchsetzen wolle: »Frau Höhn teilte beispielsweise mit, dass die 60 000 Festmeter Holz, die der Wirtschaft jährlich durch den Nationalpark entgingen, nicht ins Gewicht fielen, weil allein ein modernes Sägewerk 500 000 bis eine Million Festmeter pro Jahr verarbeite«, sagte Schulte. Tatsache sei jedoch, dass durch den Nationalpark 120 000 Festmeter Holz pro Jahr verloren gingen, und in ganz NRW keines der 280 Sägewerk jährlich mehr als 150 000 Festmeter bearbeite.
In einem Gutachten des Ministerium stehe außerdem, dass der Anteil der geschützten Fichten im künftigen Nationalpark nur 14 Prozent der Fichten im Regierungsbezirk Detmold ausmache. »Tatsächlich sind es aber 53 Prozent«, erklärte der Wissenschaftler und fuhr fort, dass das Gutachten aus dem Hause Höhn »von Fehler nur so strotzt.« Schulte warnte, dass es künftig zu Lieferengpässen bei Holz aus heimischen Beständen kommen könne und Arbeitsplätze gefährdet seien - »zusätzlich zu den 100 bis 150 Jobs, die bei Waldarbeitern und Holztransporteuren sofort nach Einrichtung des Nationalparks wegfallen.«
Höhns Staatssekretär Dr. Thomas Griese sagte, das Ministerium verwahre sich gegen den Vorwurf der Manipulation, gestand aber zu, dass es in dem Gutachten »möglicherweise den ein oder anderen Druckfehler« gebe. »Entscheidend ist jedoch alleine, dass wir den Nationalpark nur einrichten werden, wenn die Holzversorgung der Wirtschaft auch weiterhin gesichert ist.« Und das sei kein Problem, da es in NRW »Holz im Überfluss« gebe.
Professor Dr. Andreas Schulte will seine Kritik morgen um 19 Uhr in der Stadthalle Brakel (Kreis Höxter) erläutern.

Artikel vom 18.05.2005