Von Michael Schläger Bielefeld (WB). Ein Zugpferd für die Grünen ist er immer noch, auch wenn Bundesaußenminister Joschka Fischer in Bielefeld schon mal vor mehr Zuhörern gesprochen hat. Immerhin mehr als 1000 hörten ihm gestern vor dem Alten Rathaus zu.Joschka Fischer in Bielefeld.Foto: Borgmeier
Die Visaaffäre war dem Vizekanzler kein Wort wert. Ihm ging es bei seinem 30-minütigen Auftritt vielmehr um die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Arbeitsplätze. Zu den Reformen habe es keine Alternative gegeben. Nur so habe Arbeit in Deutschland billiger gemacht werden können. Für Fischer ist auch klar: »Die Arbeitsplätze der Zukunft können nicht gegen die Belange des Umweltschutzes geschaffen werden.« Ein Beispiel dafür sei die aktuelle Feinstaubdebatte. Die deutsche Automobilindustrie müsse aufpassen, nicht den Anschluss an die weltweite Konkurrenz zu verpassen. Das »Minderheitenprogramm« westliche Industriegesellschaft werde zu einem Mehrheitsmodell, sagte Fischer mit Blick auf die rasante industrielle Entwicklung in China und Indien. Auch vor diesem Hintergrund sei ein schonender Umgang mit Ressourcen erforderlich. Der bleibe Kern grüner Politik. Nach dieser globalen Betrachtung ging Fischer schließlich doch noch auf den nordrhein-westfälischen Wahlkampf ein. »Die Wahl in NRW ist noch zu drehen«, zeigte er sich überzeugt, dass in den letzten Tagen ein Stimmungsumschwung geschafft werden könne. Und Fischer legte ein klares Bekenntnis zu Peer Steinbrück (SPD) ab: »Wir wollen ihn als Ministerpräsidenten.« Zauderer sieht er eher in den Reihen der Sozialdemokraten. Gleich drei Wahlkampfauftritte absolvierte Bundesaußenminister Joschka Fischer gestern in Nordrhein-Westfalen. Zweite Station zwischen Münster und Köln war am Nachmittag Bielefeld. Bis zum Wahlkampfabschluss am Freitag will er landesweit insgesamt noch sechsmal um grüne Wählerstimmen werben.
Drucken