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Gracia wie »ein Kind ohne Eltern« nach Kiew

39 Länder sind beim Eurovision Song Contest dabei

Köln/Kiew (dpa). Manipulationsvorwürfe, ein Autounfall und eine abgesagte Tournee: Es waren schwere Wochen für die Sängerin Gracia, die Deutschland am 21. Mai beim 50. Eurovision Song Contest in Kiew vertreten wird.

Weil ihr Produzent David Brandes mit gezielten Plattenkäufen - darunter auch der Grand-Prix-Titel »Run & Hide« - die Hitparaden manipuliert hatte, geriet die Sängerin unter öffentlichen Druck. Zahlreiche Musiker forderten ihren Rücktritt, ihre Single wurde für drei Monate aus den Charts abzubringen.
Doch trotz der schweren Vorwürfe ist die 22-Jährige nicht von ihrem Vorhaben abgekommen, in der Ukraine ihre Chance zu suchen. »Ich bin bei der Vorentscheidung genau wie alle anderen Künstler auf die Bühne gegangen, habe meine Show gemacht und bin von Deutschland gewählt worden«, verteidigte sich Gracia nach dem Bekanntwerden des Skandals. Beim deutschen Vorentscheid war sie mit knappem Vorsprung von den TV-Zuschauern zur Siegerin gewählt worden.
Der Medien-Rummel ist für Gracia fast schon ein fester Bestandteil ihrer Karriere. Erstmals stand sie in der ProSieben-Show »Popstars« auf der Bühne, scheiterte jedoch in der Vorrunde, weil sie vor Aufregung Text und Melodie vergaß. Bekannt wurde sie dann 2003 durch ihre Teilnahme bei der RTL-Show »Deutschland sucht den Superstar«, wo sie unter die besten Fünf kam.
Die Teilnahme am Song Contest stellt den Höhepunkt in der Karriere der gebürtigen Münchnerin dar, die heute in Köln lebt. Allerdings wird sie in Kiew auf die Unterstützung ihres Produzenten David Brandes verzichten müssen. Brandes, dem auch eine private Beziehung zu Gracia nachgesagt wird, wurde nach dem Hitparaden-Skandal vom Norddeutschen Rundfunk (NDR) aus der deutschen Delegation ausgeschlossen. »Das ist, als wenn ein Kind ohne Eltern irgendwo herumreisen muss. Man hat mir mit David den Autor ausgeschlossen, die Plattenfirma ausgeschlossen, das Label ausgeschlossen. Ich fahre also nur mit Band«, sagte Gracia.
Mit dem diesjährigen Eurovision Song Contest feiert die Europäische Rundfunk-Union (EBU) ein großes Jubiläum: Es ist der 50. Songwettbewerb, der zudem einen Teilnehmerrekord bringt. 39 Länder wollen beim europäischen Sängerwettstreit dabei sein.
Qualifiziert für das Finale am 21. Mai sind bereits die Ukraine als Siegerin des Vorjahres, die vier großen EBU-Beitragszahler Deutschland, Frankreich, Großbritannien und Spanien als gesetzte Teilnehmer sowie die weiteren neun Bestplatzierten des Vorjahres. Die 25 anderen Bewerber singen am 19. Mai um die verbleibenden zehn Startplätze.

Artikel vom 18.05.2005