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Wenn Sein und Schein
szenisch ineinander fließen

Oper »Arabella« hat am Theater Bielefeld Premiere

Bielefeld (uj). Wenn ein verarmter und noch dazu spielsüchtiger Herr den Entschluss fasst, sich durch die reiche Heirat seiner Tochter finanziell zu sanieren, droht entweder eine Tragödie oder es entsteht wie im Falle von Richard Strauss' Oper »Arabella« eine Komödie mit glücklichem Ausgang. In seiner aktuellen Inszenierung, so kündigte Regisseur Gregor Horres an, soll das Happy End indes mit einem Fragezeichen bedacht werden.

»Denn ob Arabella und Mandryka oder auch Zdenka und Matteo am Ende miteinander glücklich werden, das beantwortet das Stück nicht«, so Horres, der die Oper in die Zeit der wilden 20er Jahre verlegt, in der die Aristokratie und ihr Lebensgefühl dem Ende entgegendämmerten. »Ein Lebensgefühl, dem sich der Librettist Hugo von Hofmannsthal - zwar mit kritischer Distanz - aber doch noch sehr verbunden fühlte«, betont Dramaturg Martin Essinger.
So entsteht eine kammerspielartige Komödie, in der zwar jeder jeden missversteht, am Ende aber scheinbar jeder das bekommt, wonach er sich sehnt. Typisch wienerisch: »Sein und Schein fließen ineinander, Realitätsflucht und der Hang zum Schönen machen das Stück für uns heute noch immer aktuell«, sagt Horres.
Entsprechend gelang dem kongenialen Paar Hofmannsthal/Strauss mit »Arabella« die Gradwanderung zwischen gedanklicher Tiefe auf der einen und Leichtigkeit auf der anderen Seite. Das spiegelt sich auch in der Musik wider. Generalmusikdirektor Peter Kuhn: »Die Walzer sind sehr zerfranst und alles wirkt ein bisschen angegammelt, selbst bei größtem Glanz.«
Die fein versponnene Musik findet ihr Pendant im Libretto. Und obwohl in deutscher Sprache gesungen wird, soll erstmals mit Übertitelung gearbeitet werden. »Die Oetkerhalle schluckt die Konsonanten. Weil es sich aber um ein starkes Konversationsstück handelt, ist es für den Zuhörer wichtig zu wissen, was geschieht«, erklärt Kuhn.
Für die Kostüme zeichnet Friederike Hölscher verantwortlich, die nach den Ballettabenden »Tod in Venedig« und »Der Sturm« in Bielefeld erstmals eine Opernproduktion ausstattet. Rudolf Rischer, gebürtiger Wiener, ist am Theater Bielefeld durch seinen Bühnenbilder zu »Eugen Onegin«, »Hoffmanns Erzählungen«, »Rusalka« und »Die Fledermaus« bekannt. Er ließ sich bei seiner Ausstattung nicht nur vom Bauch, sondern auch den örtlichen Begebenheiten leiten und schuf einen abstrakten Raum, der eine assoziative Annäherung an die Originalschauplätze ermöglicht.
In den Hauptrollen sind Hans Griepentrog (Graf Waldner), Kaja Plessing (Adelaide), Melanie Kreuter (Arabella), Victoria Granlund (Zdenka), Mikhail Dyakov (Mandryka) und Luca Martin (Matteo) zu erleben.
Die Premiere beginnt am Samstag, 21. Mai, um 19.30 Uhr in der Oetkerhalle.

Artikel vom 19.05.2005