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Chancen auch in der Krise

Manchmal hilft dem, der sich abstrampelt, sogar ein Wunder


Von Bernhard Hertlein
Manchmal scheint die Lage aussichtslos. Sicher kennen Sie die Geschichte von den beiden Fröschen, die in ein Milchfass fallen. So sehr sie auch strampelten, sie kamen nicht heraus. Nach Stunden gab der erste Frosch auf: »Ich kann nicht mehr. Wir haben keine Chance.« Sprach's, ging unter und starb.

Der zweite Frosch gab nicht so schnell auf. Obwohl auch er eigentlich keine Chance sah, strampelte er weiter. Und siehe da: Plötzlich verdickte sich die Milch, wurde erst sahnig, dann Butter. Irgendwann war sie so fest, dass der Frosch sich abstützen und ins Freie hüpfen konnte.

Überleben, obwohl eigentlich chancenlos: Immer wieder geschehen solche »Wunder«. An sie zu glauben, fällt schwer. Nicht an sie zu glauben, kann tödlich sein.

Alle reden seit Jahren ständig von der Krise. Wen wundert es da, dass sich die Krise immer noch weiter verstärkt?

Unternehmer müssen von den Chancen reden. Mehr noch: Sie müssen die Chancen suchen. Wenn die Chancen immer offen lägen und es so einfach wäre, gute Geschäfte zu machen, könnte das schließlich jeder.

Wer nicht billiger produzieren kann als andere, muss Besseres produzieren. Immer noch haben technische Produkte der Marke »Made in Germany«Êin vielen Teilen der Welt einen guten Namen. In vielen Ländern, in denen die Menschen ihre erstarrten Regime abwarfen, haben die Menschen genug von Billigartikeln, die nach kurzer Zeit ihren Geist aufgeben. Sie suchen Qualität und Service -Ênatürlich zu einem für sie günstigen Preis.

Warum die Stimmung in Deutschland so anders ist? Weil jeder - oder zumindest die Mehrheit - glaubt, er könne nur verlieren. Sein Unternehmen. Seinen Arbeitsplatz. Sein Gehaltsniveau. Die Zahl der Urlaubstage.

Dieses Gefühl ist nicht nur schädlich, es ist falsch. Selbst in schwierigen Zeiten gibt es Menschen, die ihren Weg nach Oben gehen. Sie strampeln, statt die Köpfe hängen zu lassen, mit den Beinen. Sie sehen die Krise, aber sie suchen in ihr die Chance.

Artikel vom 26.05.2005