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Nur Schumacher jubelt nicht

Ein deutscher Motoren-Tag in Monaco: Mercedes gewinnt vor BMW

Monte Carlo (dpa). Am Jubeltag der deutschen Motorenbauer in Monaco ist Michael Schumacher abgehängt worden und hat schon nach dem ersten Saisondrittel alles verspielt.

Dem Rekord-Weltmeister blieb beim neuerlichen Start-und Ziel-Sieg von Kimi Räikkönen nur die Rolle des Verlierers. Nick Heidfeld im BMW-Williams raste beim Formel-1-Klassiker erstmals auf Platz zwei. Sein Teamkollegen Mark Webber vervollständigte als Dritter den großen Sonntag für Mercedes und BMW. WM-Spitzenreiter Fernando Alonso im Renault wurde in dem spannenden Grand Prix auf den letzten Runden auf den vierten Platz abgedrängt.
»Vielleicht ist jetzt bald der erste Sieg fällig«, kündigte Heidfeld weitere Großtaten an. Im Fürstentum hatte der Mönchengladbacher noch nichts mit dem Ausgang des Rennens zu tun, denn Silberpfeil-Pilot Räikkönnen gewann den Großen Preis von Monaco beim 200. Grand Prix für Mercedes in 1:45,15,556 Stunden mit einem Vorsprung von fast 14 Sekunden höchst souverän. Der siebenmaligen Weltmeister Schumacher kam nicht über den siebten Rang hinaus und musste sich mit zwei Punkten zufrieden geben.
»Es kam alles zusammen, was gegen mich sprechen könnte«, sagte Schumacher und stellte fest: »Es ist nicht schön, was im Moment passiert, aber Rennfahren macht auch so Spaß.« Seine letzten Hoffnungen auf einen Sieg in seinem 150. Grand Prix für Ferrari und die Wende im Titelkampf musste er nach einem unglücklichen Auffahrunfall frühzeitig beenden.
Vor seinem Heimauftritt am Sonntag auf dem Nürburgring hat der 36 Jahre alte Schumacher nur eine theoretische WM-Chance. »Ferrari hat den Titel endgültig verloren. Nicht Michael, sondern Kimi Räikkönen und ich sind jetzt zu schlagen«, verkündete der dreimalige Saisongewinner Alonso das Ende der seit einem halben Jahrzehnt währenden Schumacher-Herrschaft und stellte das Titel-Duell mit dem Finnen in den Vordergrund.
In der Fahrerwertung liegt der Spanier (49 Punkte) vor Räikkönen (27) und Toyota-Mann Jarno Trulli (26). Schumacher dagegen hat nach dem sechsten von 19 Grand-Prix' mit zwölf Zählern als Neunter zu großen Rückstand. Etwas besser im Rennen liegen Nick Heidfeld (17) und der in Monaco sechstplatzierte Ralf Schumacher im Toyota (17) nach ihren starken Fahrten an der Cote d'Azur auf den Rängen fünf und sechs.
Nach der Gedenkminute für den verstorbenen Fürst Rainier gewann Räikkönen den in den engen Gassen so wichtigen Start gegen Alonso und setzte sich ab. Der aus der vierten Reihe gestartete Schumacher gab alles, und sorgte mit einer Attacke bei rund 250 Stundenkilometern gegen seinen Bruder Ralf kurz vor der Zieldurchfahrt für böses Blut. »Für mich hat er sie nicht alle. Aber darüber müssen wir nicht reden. Einsehen tut es es eh nicht. Manchmal schaltet er sein Gehirn nicht ein«, kritisierte der Toyota-Pilot. »Wir fahren Rennen und machen keine Kaffeefahrt. Die Attacke war gerechtfertigt«, konterte Michael seinen Bruder.
Beim Jubiläumsrennen dagegen durfte Mercedes so richtig feiern. Vier Fahrertitel haben die Stuttgarter durch den Argentinier Juan Manuel Fangio (1954 und 1955) sowie durch den Finnen Mika Häkkinen (1998 und 1999) bisher gewonnen. In dieser Saison will Räikkönen an der Reihe sein. Unbeirrt spulte er sein Pensum ab und war auf den 260,520 Kilometern nicht zu bremsen. »Kimi war einfach exzellent und ein Granatenrennen war es obendrein mit Spannung pur«, freute sich Mercedes-Motorsporchef Norbert Haug.
Sein BMW-Kollege Mario Theissen war nicht ganz zufrieden: »Unsere beide Piloten sind fast über das gesamte Rennen von langsameren Fahrern aufgehalten worden.« Der von Platz sechs gestartete Heidfeld nutzte seine Chance und überholte Alonso sechs Runden vor Schluss mit einem gewagten Manöver.

Artikel vom 23.05.2005