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Hoffen auf Hambüchen

Nur Jungstar überzeugt bei Sechskampf-Qualifikation

Berlin (dpa). Fabian Hambüchen hat zum Auftakt der deutschen Meisterschaften in Berlin die Glanzlichter gesetzt, konnte damit aber knapp drei Wochen vor der Turn-EM die Schwachstellen in der deutschen Riege nicht übertünchen.

»Mit der Bauchlandung am Boden konnte ich nicht zufrieden sein, aber ansonsten lief es ganz gut«, meinte der 17-jährige Wetzlarer, der nach seinem ersten Auftritt beim Internationalen Deutschen Turnfest von Verehrerinnen umschwärmt wurde.
Mit 52,60 Punkten setzte sich der Gymnasiast im Sechskampf trotz seines Bodenpatzers (8,3) mit 52,60 Punkten durch. »Dass Fabian bei seinen bekannten Schwächen am Seitpferd und an den Ringen hier der Beste war, stellt unserer Spitze nicht gerade ein gutes Zeugnis aus«, schimpfte Cheftrainer Andreas Hirsch bei der Qualifikation für das heutige Mehrkampffinale und nahm dabei als einzigen neben dem Jungstar den zweitplatzierten Cottbuser Robert Juckel (52,40) von seiner Kritik aus. »Die beiden sind für Debrecen gesetzt«, sagte Hirsch nach dem Wettkampf, der offiziell auch als Nominierungs-Veranstaltung für den europäischen Titelkampf ausgeschrieben ist.
»Das war eine gute Aufwärmrunde«, meinte Trainer-Vater Wolfgang Hambüchen über den Auftritt seines Schützlings, der sich an allen sechs Geräten für die morgigen Finals qualifizierte, davon sogar drei Mal mit Bestwert. Herausragend seine mit dem Ausgangswert von 10,0 bedachte Reckübung, bei der nur ein kleiner Wackler beim Abgang eine noch bessere Note als 9,55 Zähler verhinderte. Beim Sprung erzielte der nun 1,61 m große Athlet mit 9,60 auch die Tageshöchstnote.
Lisa Ingildeeva (TSV Schmiden) hat sich nach sieben Monaten Wettkampfpause eindrucksvoll in der Wettkampfarena zurückgemeldet und ihren Titel-Hattrick perfekt gemacht. Die 16 Jahre alte Olympia-Teilnehmerin gewann bei den deutschen Meisterschaften in der Rhythmischen Sportgymnastik souverän den Mehrkampf. Mit 54,282 Punkten siegte die Meisterin der vergangenen beiden Jahre vor Klaudia Wittmann (TSG Neu-Isenburg/49,782) und Daria Stolbin (TuG Leipzig/49,700).
Ingildeeva hatte nach den Olympischen Spielen in Athen, wo sie im Mehrkampf 19. geworden war, wegen einer Verletzung keinen Wettbewerb mehr bestritten. Obwohl die Hüftprobleme immer noch nicht völlig auskuriert sind und Ingildeeva weiter Trainingsrückstand hat, schaffte sie mit ihrem Lieblingsgerät Ball mit 13,816 Punkten die Höchstnote des Tages, gewann auch die Gerätewertungen mit Band und Keulen und musste sich nur mit dem Seil hauchdünn Daria Stolbin geschlagen geben.
Noch nicht in dem Kampf um die Medaillen konnte Elena Novichkowa (TV Wattenscheid) eingreifen. Die 17-Jährige, neben Ingildeeva die große Hoffnung für die Zukunft, hatte nach dreijähriger Wettkampfpause erst vergangenen Monat die deutsche Staatsbürgerschaft erhalten. »Ihr fehlt derzeit die Kraft, aber sie wird uns noch viel Freude machen«, sagte Cheftrainerin Livia Medilanski über die gebürtige Ukrainerin.

Artikel vom 18.05.2005