17.05.2005 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Fraspa bleibt im Lager

Helaba übernimmt Frankfurter Sparkasse 1822

Frankfurt (dpa). Die öffentlich-rechtlichen Banken atmen auf: Die angeschlagene Frankfurter Sparkasse (Fraspa) bleibt als Tochter der Landesbank Hessen-Thüringen (Helaba) in ihrem Lager.

Nach monatelangen Verkaufsverhandlungen setzten sich die Bewahrer des Drei-Säulen-Systems durch. Das deutsche Modell aus Privatbanken, öffentlichen Sparkassen und genossenschaftlichen Instituten überstand nach dem vergeblichen Versuch der Stadt Stralsund, ihre Sparkasse an eine Privatbank zu verkaufen, am symbolträchtigen Finanzplatz Frankfurt einen weiteren Angriff.
»Eigentlich hatte niemand damit gerechnet, dass das private Lager eine Chance hat«, sagt Konrad Becker, Analyst bei der Münchner Privatbank Merck Finck. »Das öffentlich-rechtliche Lager hat - wie schon im Fall Stralsund - alles getan, damit keine Sparkasse ausbricht.« Die Stralsunder Bürgerschaft hatte im März 2004 den deutschlandweit ersten Verkauf einer Sparkasse an eine Privatbank gestoppt. Die Stadt hatte sich von dem Geschäft bis zu 50 Millionen Euro zur Sanierung von Kindergärten und Schulen erhofft.
Nach den Turbulenzen bei der Fraspa nutzte die Helaba die Gunst der Stunde - und eine ihrer letzten Chancen, sich mit einem gewichtigen Zukauf für den Wegfall der Staatsgarantien in diesem Sommer zu rüsten. Ohne Haftungsgarantien ihrer staatlichen Träger werden sich die öffentlichen Geldinstitute einem schärferen Wettbewerb mit der privaten Konkurrenz stellen müssen.
Mit der Übernahme der Fraspa ergänzt die Helabaun ihr Großkundengeschäft durch eine über Jahrzehnte gewachsene Privatkundensparte mit 700 000 Kunden. Der Fraspa-Kauf allein verhilft der Helaba noch nicht zu einer höheren Eingruppierung. Für eine Ratingverbesserung müssten sich die Helaba und die Sparkassengruppe Hessen-Thüringen insgesamt im Finanzprofil verbessern, sagt er. Mit einem A-Rating liege die Helaba nach der LBBW (A+) ohnehin schon in der Spitzengruppe.
Die Fraspa indes kann auf eine ruhigere Zukunft hoffen. 2004 prägten personelles Chaos im Vorstand, Wertberichtigungen in Millionenhöhe und Vorwürfe der Finanzaufsicht das Gesicht der unter dem Kürzel »1822« bekannten Bank, die mit einer Bilanzsumme von 16 Milliarden Euro Deutschlands viertgrößte Sparkasse ist. Die nötige Kapitalspritze konnten die bisherigen Eigentümer, die Stadt Frankfurt und die Polytechnische Gesellschaft, die vor allem für soziales und kulturelles Engagement steht, nicht setzen.

Artikel vom 17.05.2005