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Darum steigt Arminia ab: erster
Heimsieg seit sechs Monaten

Regionalliga: Bielefeld stößt Chemnitz noch tiefer in den Tabellenkeller

Von Dirk Schuster
Bielefeld (WB). So richtig freuen wollte sich von den Verantwortlichen niemand. Eben hatten die Amateure des DSC Arminia den Chemnitzer FC 4:3 bezwungen, doch zu Freudensprüngen war weder Trainer Igor Lazic noch Abteilungsleiter Peter Krobbach zumute. Kein Wunder: Der seit einer Woche feststehende Abstieg in die Oberliga drückte die Stimmung.

Dass am Samstag in der SchücoArena auch noch deutlich wurde, dass das Abrutschen der Arminia hätte vermieden werden können, trug nicht zur Besserung der Atmosphäre bei. Denn der Chemnitzer FC war nun wirklich keinen Deut besser als der DSC. Im Gegenteil. Die Sachsen, die auf den Spuren ihrer hoch dekorierten Vorgänger namens Michael Ballack, Ervin Skela, Ingo Hertzsch und Silvio Meißner mehr taumelten als wandelten, enttäuschten auf der ganzen Linie. Was verwundert, muss doch der CFC noch einiges tun, um den Ligaverbleib zu sichern.
Gästetrainer Dietmar Demuth, der auch schon den FC St. Pauli coachte, mutmaßte ob der 45-minütigen Passivität seines Teams, dass einige seiner Spieler »den Gegner zu leicht genommen haben« könnten.
Fünftletzter sind die Chemnitzer. Müsste der KFC Uerdingen nächste Saison tatsächlich sein Team aus der Regionalliga zurückziehen, würde Rang 15 sogar die Rettung bedeuten. Chemnitz täte gut daran, sich nicht darauf zu verlassen. Uerdingen hat beim Sieg in Osnabrück nun wirklich nicht gespielt, als sei hier ein Schicksal bereits besiegelt.
Arminias erster Heimsieg seit dem 13. November 2004 (3:1 gegen Werders Amateure) ausschließlich der Chemnitzer Überheblichkeit zuzuschreiben wäre allerdings ungerecht. Die DSC-Amateure spielten mit Spaß Fußball, waren bereit, den nur 300 Zuschauern in der 26 601 Besucher fassenden SchücoArena Unterhaltung am Pfingstsonntag zu bieten. Allen voran Mehmet-Ali Sirin, den die Bielefelder in der Winterpause vom SC Preußen Münster holten, gefiel mit seiner unbekümmerten Art. Sehenswert, wie er sein Führungstor mit einem mutigen Antritt über links selbst auf den Weg brachte. Über Heiner Backhaus landete der Ball bei Finn Holsing. Dessen Schuss sprang vom Pfosten Sirin vor die Füße, ein Abstauber brachte Arminia das 1:0 (16.). »Schade, dass ich keine Chance bekommen habe, als es für uns noch um etwas ging. Ich wollte immer und hätte garantiert mehr Gas gegeben als mancher, der von oben runter kam«, sagte der 23 Jahre alte Türke selbstbewusst.
Nur bis zur 20. Minute dauerte es, ehe Armine Orhan Oezkara einen Schuss des Ex-Paderborners Semir Devoli zum 1:1 ins eigene Tor abfälschte. Um ein Haar wäre 50 Sekunden später Kenny Schmidt sogar die Gästeführung gelungen, doch sein 20-Meter-Geschoss prallte an den Pfosten.
Die unterhaltsame Partie hatte ihren nächsten Höhepunkt in Minute 28. CFC-Kapitän Ulf Mehlhorn konnte Sirin nur durch ein Foul im Strafraum stoppen, die Elfmeterchance nutzte der stellvertretende Mannschaftsführer Carsten Rump (Stammkapitän Ronny Kockel saß bei den Profis in Rostock auf der Reservebank) zur erneuten Bielefelder Führung.
Glück für die Gastgeber, dass Devolis Schuss aus fünf Metern in der 40. Minute von Fatih »Katze« Kalintas mit einem tollen Reflex bravourös abgewehrt wurde. Der Ersatzkeeper rettete den Vorsprung in die Pause. Und als eine Viertelstunde nach Wiederbeginn 150 Schiedsrichter im Gästeblock gleich zwei Mal ein Handspiel von Christian Mehr im Strafraum gesehen haben wollten, konnten die Arminen erneut von Glück sagen, dass Uwe Kemmlings Pfeife stumm blieb.
Wieso Bielefeld nach Christian Wieczoreks 3:1 (67.) die Chemnitzer innerhalb von vier Minuten zum 3:3 (72. Olivio Calicchio, 76. Kenny Schmidt) ausgleichen ließ, wird eines der vielen ungelösten Rätsel dieser Saison bleiben. »Ich hatte Angst, dass wir schon wieder einen Vorsprung verspielen«, sagte Mehmet-Ali Sirin. Philipp Heithölters Maßflanke, Nils-Christian Schmidts unaufgeregter Abschluss (»Im Moment läuft's ganz gut, ich habe das Selbstvertrauen«) - Arminia hat gerade noch die Kurve gekriegt. Schade, dass das nur für dieses eine einzige Spiel gilt.

Artikel vom 17.05.2005